Feier des 200 jährigen Jubiläums.
Sonnabend, den 11. September 1920, vormittags 11 Uhr — genau um die gleiche Stunde,
in der vor 200 Jahren Christoph Späth vor den Traualtar getreten war und seinen
Hausstand und sein Unternehmen begründet hatte —, konnte der heutige Geschäfts-
inhaber, Dr. Hellmut Späth, sein Urenkel, die zur Feier des 200jährigen Geschäfts-
jubiläums erschienenen Gäste begrüssen. Die grosse neue Packhalle der Firma war dazu
mit Girlanden und Blumen festlich geschmückt worden. An den mit frischem Tannengrün
bekleideten Wänden hingen die Bilder der fünf früheren Geschäftsinhaber und andere
Gemälde, die auf die Geschichte des Unternehmens Bezug haben. Auf besonderen Ehren-
plätzen sassen diejenigen Angestellten und Arbeiter der Firma, die bereits das 25jährige
Dienstjubiläum hatten feiern können. Die Rednerbühne prangte in einer Fülle herrlicher
Blumenspenden von Geschäftsfreunden des Unternehmens und persönlichen Bekannten
der Familie Späth. Die Einfahrt der Gäste erfolgte bei prächtigem Sonnenschein auf der
neuen „Jubiläums-Allee‘“, die an diesem Tage ihrer Bestimmung übergeben wurde. Die
in Berlin-Baumschulenweg tätigen Beamten und Arbeiter waren vollzählig erschienen;
von den Betrieben in Ketzin und Falkenrehde waren sämtliche Beamte und ein Teil der
Gehilfen und Arbeiter herübergekommen. Ausserdem waren über 400 Gäste der Ein-
ladung gefolgt, so dass weit über 1000 Personen der Feier beiwohnten.
Der Chor der Berliner Staatsoper, unter Leitung von Professor Hugo Rüdel, eröffnete
die Feier mit Beethovens Jubelliede: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“, worauf der
langjährige Hausgeistliche der Familie Späth, Geheimer Konsistorialrat Professor
D. Scholz, in eindrucksvollen Worten der Bedeutung des Tages gedachte und die Hoffnung
aussprach, dass Gottes Segen, der so sichtbar während der verflossenen zwei Jahrhunderte
auf dem Unternehmen geruht habe, es auch künftig begleiten werde. Nachdem
Dr. Hellmut Späth die Gäste, insbesondere die Vertreter der Staats- und Kommunal-
behörden, der Hochschulen und der Vereine, begrüsst hatte, erteilte er dem Präsidenten
der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft, dem Oekonomierat Siegfried Braun, das Wort zur
Festrede (obiges Bild). Der Redner verstand es, in überaus fesselnder Weise ein
anschauliches Bild der einzelnen Abschnitte in der Entwicklungsgeschichte des Unter-
nehmens und eine vorzügliche Charakteristik der früheren Geschäftsinhaber zu geben.
Reicher Beifall der Festversammlung belohnte seine trefflichen Ausführungen. Nach dem
Vortrag des Chores „Wach auf!“ aus Richard Wagners „Meistersinger“ kamen die Ver-
treter der Behörden und Vereine zum Wort. Als erster sprach der Vertreter des
preussischen Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Staatssekretär
Dr. Ramm, seine Glückwünsche aus, gedachte der Verdienste der Firma Späth um den
deutschen Obstbau und wies auf die grossen Aufgaben hin, die ihr in Zukunft bei der
Durchführung des Siedlungsgedankens zufallen würden. Ministerialdirektor Dr. Heukamp
würdigte als Vertreter des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft die
Bedeutung des Unternehmens für die deutsche Volksernährung. Namens der Stadt Berlin
überreichte Bürgermeister Dr. Reicke dem Geschäftsinhaber die „Grosse Medaille für
ehrenvolle Leistungen“, wobei er des innigen Zusammenhanges zwischen der Entwicklur
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SPATH-BUCH