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Das Berliner Theater

Full text: Neu-Berlin / Beaulieu, Gertraut Charles de (Public Domain)

Denn wenn unsere Männer fünf Gattinnen brauchten, wäre 
die Frauenfrage bald aus der Welt. Jede hätte ihren 
Fünftelmann und Keine dächte mehr daran, Buchhalterin 
oder Aerztin zu werden, wogegen die Naturforscher immer 
jo schre>lich eifern. Doch darüber ein andermal gründlich. 
„Bitte Ihren Fahrschein, meine Dame.“ 
I<h sehe den Kontrolleur über den Kneifer hinweg 
strafend an und gebe ihm, was er verlangt. Für Ver- 
tiefung in Klassik ist die Pferdebahn nicht geschaffen. 
„Charrrlottenstraßß!“ s<narrt es dur<dringend; ich 
steige aus, gehe die paar Schritte re<ht8wärts und befinde 
mich bald vor einem Gebäude, das einen griechischen, säulen- 
getragenen Giebel hat, auf dem Engel in Posaunen blasen 
und große Frauen, wahrscheinlih die Musen, allerhand 
Stellungen annehmen. Auch im Giebelfelde geschieht dies, 
wo es ein Relief ist. Das Berliner Theater hat eine 
bewegte Vergangenheit. Z< meine aber nur die Baustelle, 
denn an dem Hause haben sie soviel aus und umgebaut, 
daß wohl kaum noch etwas von den alten Mauern steht. 
Wie sich der Mensch aus dem Affen, wie die Centifolie 
aus der HeFenrose, wie die Goldkalville aus dem Holz- 
apfel, so hat sich das Berliner Theater aus der Walhalla 
gebildet. Wo' früher Jongleur8 auf Seilen umhersprangen 
und Clowns mecerten, wo dann Offenbachs und Millö>ers 
über die Bretter hüpften, da ist heute eine Stätte für 
das klassische Drama. Und das freut mich, wenn ich 
mir auch an dem Abend meinen Genuß sauer ers<hwiken 
mußte. 
Das Theater hat drei Thüren. Vor der linken summt 
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