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fessoren haben ihre Vorlesungen eingestellt, im Opernhaus
können nur noch Opern mit einer, höchstens zwei Sängerinnen
gegeben werden = alle Welt ist krank, und nicht nur in
Berlin, sondern überall.“
„Das können hübsche Weihnachten werden“, meinte
Frau Emilie.
„Weihnachten“, knurrte Herr Knickmüller =- „Weih-
nachten! Jc< möchte wissen, wozu der ganze Kram ist; kostet
nur Geld, und man hat nichts davon. Da sißen die
Mädchen auch wieder in ihrem Zimmer, das extra dazu ge-
heizt werden muß, und verbrennen das teure Petroleum!
Und das nennen sie „ihren Eltern 'ne Freude machen!“
„Soll ih der Minna 18 oder 20 Mark zu Weih-
nachten geben, Waldemar?“ fragte die sorgsame Gattin; sie
sagte geben; sie schenkte eben nicht gerne.
„Als cv 15 nicht auch genug wären! Man legt die
15 Lrarkstücke im Kreise um die Schüssel, das sieht sehr
hübsch aus - - ich werde aus unserer Haupt-Kasse recht blanke
neue bringen“; erwiderte der noch sorgsamere HauSsvater.
“ „Sie armen Subaltern-Beamten!“ seufzt vielleicht jetzt
einer oder der andere unserer Leser = „die armen Leute,
wie sie es knapp einrichten müssen! =- DaS ist noch die alt-
preußische Sparsamkeit!“ Verehrtester! Sparen Sie Jhr Mit-
leid für andere Leute auf; Papa Knickmüller bezieht ein
Gehalt, wie es mancher studirte Beamte zeitlebens nicht er-
reich“. und sein, eigentlich seiner Gattin Privat-Vermögen
bringt ihm noch den gleichen Betrag an Zinsen. Aber er
führt seinen Titel als Geheimer Rechnung3-Rat mit Recht,
und seine Emilie müßte eigentlich wirkliche Geheime Ober-
Rechnung3-Rätin sein. Nicht als ob das edle Paar nicht
gern gut lebte; behüte Gott, es darf nur nichts kosten. Papa
Knickmüller unterhält die freundschaftlichsten Beziehungen zu
einem Schulkameraden, troßdem derselbe Redakteur eines
oppositionellen Blattes ist, oder gerade deShalb, denn er er-
hält von demselben oft Theater= und Konzert-Billet8, aller-
dings besonders letztere, die ein jeder gern los wird. Aber
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