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Die Amazone

Full text: Aus Berlin / Woldeck, Fritz (Public Domain)

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möglichst vermeiden zu wollen, und oft sauste sie in so vück- 
sichtslosem Galopp davon, daß, wie Max bemerkte, fich der 
Diener veranlaßt sah, nicht nur ihrem Pferde in die Zügel 
zu fallen, sondern auch, bis daSsselbe fich beruhigt hatte, bei 
seiner Herrin zu verbleiben. 
Vielleicht zum ersten Male fühlte Max ein wärmeres 
Interesse für ein weibliches Wesen; seine vorsichtige, ja miß- 
trauische Sinneöart hatte ihn biSher davor bewahrt. In 
seinen, nur zu zahlreichen, Mußestunden malte er sich ein 
Bild der schönen Unbekannten aus und sann auf einen Plan, 
sich ihr nähern zu können = ohne jedes Resultat. Jedoch 
der Zufall war ihm hold. Bei einer jener stürmischen 
Galoppaden war der Schönen die Reitgerte entfallen und be- 
vor sie ihr Roß zügeln und den Diener verständigen konnte, 
war Max vom Pferde gesprungen, hatte die Gerte aufgehoben 
und überreichte sie der Göttin seiner Träume mit einer ver- 
bindlichen Redewendung. 
Eigentlich hatte er sich diese Göttin anders vorgestellt: 
ein frischer, rosiger Teint, reiches, blondes Haar, ein Paar 
freundliche, blaue Augen und ein nicht allzu kleiner Mund, 
den aber zwei Reihen tadelloser Zähnchen zierten -- so sah 
das junge Mädchen aus, dem er in seinen Gedanken bereits 
etwas Dämonisches angedichtet hatte. Jm Grunde genommen 
war es ihm so lieber =- vor dämonischen Schönheiten hatte 
er stets eine gewisse Scheu empfunden: diese junge Dame 
schien aber durchaus bon enfant zu sein. 
Er stellte sich vor und bat um die Erlaubnis, seinen 
Spazierritt an ihrer Seite fortsezen zu dürfen, während -- 
nach einigem ;Zögern = die Dame auch ihren Namen nannte. 
Marie -- hier folgte der Name eine5 altadligen Geschlechtes, 
aber ohne das obligate „von“. 
Max fand, daß es sich mit dem jungen Mädchen ganz 
allerliebst plauderte: sie erzählte ihm, daß sie bei einem 
alten Großoheim, den der Schlag gerührt habe, lebte, und das; 
sie stet5, sobald derselbe das Bett verlassen habe, ihm Gesellschaf: 
leisten müsse; deshalb habe der HauSarzt darauf bestanden,
	        
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