Seine Frau.
Ju einer Zeitung war mir in letzter Zeit eine Reihe
von Berliner Feuilletons aufgefallen, in denen ein Schrift-
steller, der zu meinen Bekannten gehörte, allerlei Erlebnisse
des hauptstädtischen Lebens schilderte und welchen Eindruck
dieselben auf seine ebenso lebhafte wie geistvolle Frau ge-
macht hätten.
I< muß offen gestehen, daß ich mich nach diesen
Schilderungen beinahe in dieses reizende Weibchen verliebt
habe =- allerdings in ehrerbietigster Weise, eingedenk des
zehnten Gebotes und meines Alters =- leider bereits über
zie fünfzig hinaus =- angemessen. Diese Bestimmtheit, diese
Friseho, das graziöse Schmollen =- die humoristische Auf-
fassur 1 kleiner Widerwärtigkeiten, das feste eigene Urteil und
doch wieder das ec<t weibliche Neigen vor der höheren Ju-
tel*>2n3 des geliebten Gatten = das mußte ja das Jdeal
einr Frau sein!
"“< brannte darauf, dieses Jdeal kennen zu lernen, aber
me: 1! „efannter -- nennen wir ihn der genaueren Bezeichnung
halber Müller =- war gar kein so genauer Bekannter; daß
ich ihm hätte einen Besuch abstatten können. Judes- das
Glück war mir hold. Eines Abends, aus dem Schauspiel-
hause kommend, verspürte ich, Durst. nach einem guten Tropfen
und betrat eine Weinstube, die mir in diesex Hinsicht em-