Faschingsfrohe Jugenderinnerungen. 7
einer großartigen offiziellen Huldigung für den alleinselig-
machenden Herrscher seiner Wahl und seiner Neigung --
den Prinzen Karneval. -- Das flinke, zierliche, allgemein
beliebte Kerlhen, übrigens ein Perrükenmacher und Haar-
harakteristiker aus dem FF, gehörte zu den hyperloyalen
Unterthanen Sr. tollen Durchlaucht, die sich die Steuern
für Närrischst- denselben das ganze Jahr lang am Munde
und jedem andern kostspieligen Körpertheil absparen, um
am großen Zahlungstermin zur Faschingszeit, den fälligen
Tribut mit vollen Händen entrichten zu können.
Uls ich nach Schluß des Theaters (die Operettenkräfte
hatten heute in Offenbach's „Orpheus“ die Tageskosten
zu erringen gehabt) mit Gustav A. und einigen andern
dienstfreien Kollegen die Schildergasse passirte, trafen wir
an einer der engsten Stellen derselben unsern Haarkräusler
in FSra>, schwarzen Beinkleidern, weißer Weste und Hals-
binde =- die Temperatur war inzwischen einige Grade
unter den Gefrierpunkt gesunken =-- und augenscheinlich in
überaus entnüchtertem Zustand. Er war im Schweiße
seines Ungesichts und im Frostgeklapper seiner Gebeine mit
der Errichtung und Aufrechterhaltung, bezw. Wiederher-
stellung einer Wegsperre für das schöne Geschlecht be-
schäftigt. So zwar: an jeder Seite des schmalen Straßen-
dammes, auf dem überdies heut der Wagenverkehr verpönt,
hatte der flotte „Darr auf eigene Hand“ eine hölzerne
Fußbank aufgestellt; von einer zur andern war, quer über
die Gasse hin, ein aus den Yorräthen des Theaterrequi-
siteurs entliehenes Brett gelegt, und auf letzterem in bunter
Reihe Gläser duftenden Punsches und Untertassen mit
„Berliner Pfannkuchen“ (der Süddeutsche nennt's „Krapfln“)
aufgestellt: sicher einer der geschmackvollsten Shlagbäume,
mit denen menschlicher Hemmungsgeist jemals den Mit-