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II. Aus der Marktbude des Lebens Faschingsfrohe Jugenderinnerungen

Full text: Humoristisch-satirischer Krimskrams aus dem Bazar der Kunst und der Marktbude des Lebens / Schmidt-Cabanis, Richard (Public Domain)

Faschingsfrohe Jugenderinnerungen. 7 
einer großartigen offiziellen Huldigung für den alleinselig- 
machenden Herrscher seiner Wahl und seiner Neigung -- 
den Prinzen Karneval. -- Das flinke, zierliche, allgemein 
beliebte Kerlhen, übrigens ein Perrükenmacher und Haar- 
harakteristiker aus dem FF, gehörte zu den hyperloyalen 
Unterthanen Sr. tollen Durchlaucht, die sich die Steuern 
für Närrischst- denselben das ganze Jahr lang am Munde 
und jedem andern kostspieligen Körpertheil absparen, um 
am großen Zahlungstermin zur Faschingszeit, den fälligen 
Tribut mit vollen Händen entrichten zu können. 
Uls ich nach Schluß des Theaters (die Operettenkräfte 
hatten heute in Offenbach's „Orpheus“ die Tageskosten 
zu erringen gehabt) mit Gustav A. und einigen andern 
dienstfreien Kollegen die Schildergasse passirte, trafen wir 
an einer der engsten Stellen derselben unsern Haarkräusler 
in FSra>, schwarzen Beinkleidern, weißer Weste und Hals- 
binde =- die Temperatur war inzwischen einige Grade 
unter den Gefrierpunkt gesunken =-- und augenscheinlich in 
überaus entnüchtertem Zustand. Er war im Schweiße 
seines Ungesichts und im Frostgeklapper seiner Gebeine mit 
der Errichtung und Aufrechterhaltung, bezw. Wiederher- 
stellung einer Wegsperre für das schöne Geschlecht be- 
schäftigt. So zwar: an jeder Seite des schmalen Straßen- 
dammes, auf dem überdies heut der Wagenverkehr verpönt, 
hatte der flotte „Darr auf eigene Hand“ eine hölzerne 
Fußbank aufgestellt; von einer zur andern war, quer über 
die Gasse hin, ein aus den Yorräthen des Theaterrequi- 
siteurs entliehenes Brett gelegt, und auf letzterem in bunter 
Reihe Gläser duftenden Punsches und Untertassen mit 
„Berliner Pfannkuchen“ (der Süddeutsche nennt's „Krapfln“) 
aufgestellt: sicher einer der geschmackvollsten Shlagbäume, 
mit denen menschlicher Hemmungsgeist jemals den Mit-
	        
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