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dem Jenseit3 vorausgelesen und hast dir, wie das oft vor-
kommt, das nicht gemerkt, was dir nicht lieb war. Frage
nur Mr. CEssexon.“
Ernesta hatte sich neben den Vater auf den kleinen
Holzstuhl gesezt und ihm seine knochigen Hände gestreichelt.
Jett ließ sie los, ging schwer atmend auf und nieder
und rief endlich, die Hände ringend:
„Gegen solc<he38 Denken hält kein Verstand still.“
„Das ist es ja eben, mein Kind. Wer die neue
Wissenschaft fassen will, der muß eben lächelnd auf die
alte Schulweisheit verzichten.“
„Vater!“ rief Ernesta plößlich. „Um des Himmels
willen, fasse deine Gedanken! Gieb ac<t! Spürst du
nicht den feinen Resedageruch dieses Briefes? Nicht wahr?
Du weißt, ich habe Mamas Gewohnheit angenommen,
zwischen meine Papiere getroc>nete Resedastengel zu legen.
Alle meine kleinen Erinnerungs8zeichen duften nach Reseda.
Du mußt es spüren! Du mußt daran erkennen, daß der
Brief in meinem Kästchen gelegen hat.“
Der Major lächelte.
„Kind, Kind, wie kurzsichtig du bist. Die wunder-
bare Macht, welche aus der vierten Dimension Briefe der
Verstorbenen sendet, wird wohl auch den Duft der Lieb-
ling8blume der Toten nachschaffen können. Ist man erst
so weit wie ich, mein liebes Kind, so weiß man, daß alle
natürlichen Erklärungen immer falsch sind.“
„Und wie erklärst du diese Falte im Brief, Vater ?
Du siehst, es ist- eine alte gebrochene Falte? I< weiß,
daß ich das Blatt gelesen und wieder zusammengelegt
habe, ih weiß, daß so die Falte entstanden ist, welche das