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oder die zinnoberrote Orientalin? Oder sollte er gar ein
armes Mädchen heiraten und schon in der Kirche sich den
Kopf zerbrechen, wovon das Hochzeit8diner bezahlen, und
auf seine alten Tage selbst solche möblierte Stuben ver-
mieten? Otto! Otto!
Sein aufgehobener Zeigefinger verhinderte ihn aber
nicht, jeden Montag, Mittwoch und Freitag bis an die
Französische Straße zu laufen, in die Pferdebahn zu
springen, bescheiden lächelnd Fräulein von Vehsen zu be-
grüßen, wenn sie in denselben Wagen stieg, und wütend
herauszuspringen, und zur letzten Haltestelle zurückzugehen,
wenn sie diesen Wagen nicht benußte. Am Dienstag,
Donnerstag und Sonnabend kamen ihm die Pferdebahnen
einfac) dumm vor.
Sie lernten einander im Laufe der Zeit recht gut
kennen, der Assessor und die schöne Cousine, die Gesang-
stunden gab. Freilich mußten Berlin und das schöne
Wetter vielfa< die Kosten der Unterhaltung tragen,
mindestens bis an die Pot3damerbrüe. Dann während
der lebten fünf Minuten kamen allgemeine Wahrheiten
an die Reihe. Pferdebahngespräche, die nur . leise die
Weltanschauung streiften, niemal8 persönlich wurden, aber
troßdem allgemach zu einer gewissen Vertraulichkeit zu-
sammenschossen. Der andere Teil mußte nun ein gutes
Gedächtnis haben und einzelne Bemerkungen mit einander
verknüpfen. Otto war der Mitteilsamere, aber er wußte
nicht, ob Fräulein Ernesta aufmerksam genug zuhörte.
Er selbst holte sich aus den Gesprächen heraus, was
er konnte. Einmal das und einmal jenes. Zwischen
Weihnachten hatte er schon ein kleines Mosaikbildc<hen