Path:
V.

Full text: Bürgermeister Bernhard Ryke von Berlin / Schwebel, Oskar (Public Domain)

329 
nicht geöffnet; wohl aber zeigte sich heller Kerzenschein auf dem 
Flure. Da sprach der Vermummte mit lauter Stimme sein Verslein: 
„J<h klopfe, klopfe, klopfe an, 
Bei dir, du Jungfrau lobesam! 
Der Himmel hat sich aufgethan! 
Es fleuß' dir Heil und Segen 
Auf allen deinen Wegen 
Aus Gottes Huld entgegen! 
So viele Stern' am Himmel sein, 
So viele Engel pflegen dein! 
So viele Tropfen hat das Meer, 
So viel der Freud' dir Gott bescher'! 
Das helfe dir der heil'ge Christ, 
Der heut' zur Welt geboren ist!“ 
Siehe, =- da ward die Thür ein wenig geöffnet. Gar holdselig 
flangs nun von innen: 
„Tritt ein! Tritt ein! 
Trauter Geselle mein! 
Ich wünsch' dir Gottes reiche Huld, 
Kraft, Frohmut, Frieden und Geduld; 
I< wünsc<' dir aller Ehren Kron' 
Und gold'ner Treue höchsten Lohn! 
Gott steh' dir allzeit gnädig bei, 
Dann wird auch mein Herz froh und frei!“ 
Jetzt flogen die Thürflügel weit zurück. Zwei weiche Arme um- 
schlossen den Nacken des Eintretenden. „Geliebter,“ rief es, „welch' 
ein herrliches, gottgesegnetes Fest!“ 
Vor dem Junker Hans Hake stand Johanna Ryke, in bräut- 
licher Erwartung erglühend. Jhr schönes Haar war nicht geflochten; 
in festlicher Weise wallte es frei und aufgelöst herab, einen goldenen 
Mantel breitend um die edle Frauengestalt. 
„Ja, teure Johanna,“ erwiderte der Cdelmann, „ein herr- 
liches Fest! Gott segne das Haupt unsres Kurfürsten! Wie freut 
er sich über die Thätigkeit Deines wackern Bruders! Gott sei 
gedankt, daß dieser Stadt der Friede zurückgegeben ist; =- im 
Frieden darf ich um Dich werben; =- ich komme darum heute 
selbst und schicke keinen Freund. Denn Deiner Liebe, = unseres 
Glückes =- bin ich ja gewiß!“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.