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stille Thalgrund erst dann sich dar, wann ein stiller, sonnig klarer
HerbstesStag gekommen ist. Wie spiegelt sich dann der herrliche
hohe Chor der Abtei in dem tiefen See St. Mariens! Wie ver-
söhnend und wie friedeverfündend ertönt dann das Geläut! =-
Es will dem Wanderer da scheinen, als habe sich das Glück in
dieses ferne stille Thal zurückgezogen. Eitel und nichtig erscheint
ihm dann das Treiben der Welt, und dieser leise Hauch, der durch
das herbstlich-gelbe Laub zieht, =- diese zarten Wolken, die hoch
über allem Erdenleid dahin wandern, vom Morgenstrahl gegrüßt,
vom Abendschein verklärt, =- sie alle weisen ihn auf jene Ruhe
hin, die nur dem gottgeweihten Sinne eigen ist.
So lag Chorin an jenem Mittag da. Die Klosterglocke er-
flang; die wackern Väter in dem schwarz-weißen Ordensgewande,
die fleißigsten und verständigsten der Landbebauer in der Mark,
hatten demnach die Heranziehenden bereits bemerkt. „Harret hier
auf dieser Höhe!“ spra<ß Hans von Hake. „I< werde unsere
Ankunft melden! Wie ich sehe, flattert über der Wohnung des
Abtes das Banner von Brandenburg; = der gnäd'ge Herr weilt
also wirklich hier.“
Er sprengte in den tief eingeschnittenen Hohlweg hinab. Es
währte jedoch länger, als die Harrenden erwartet hatten, bis
anstatt des Herrn von Hake ein Bruder aus der Abtei sich ihnen
nahte und sie mit ernstem Gruße empfing.
„Ziehet in Frieden ein in den geweihten Bezirk,“ so sprach
er, „und gesegnet sei Euer Kommen und Gehen!“
Bald standen sie auf dem großen, viereckigen Klosterhof, dessen
nördliche Seite durch die wunderschöne, =- no< heute in prächtigen
dunkelbraunen Ruinen die smaragdgrüne Landschaft zierende Abtei-
kirche gebildet wurde.
Vor seiner priesterlichen Wohnung stand mit seinen Ordens-
brüdern der Abt Tobias. Gesondert von den Mönchen aber hatte
Friedrich, auf sein Schwert gestüßt, sich aufgestellt; bei ihm be-
fanden sich die Obristen des märkischen Heeres, = bei ihm auch
Hans von Hake. Wohl hatten die Berliner bei der Lage des
Vaterlandes und bei der Weihe, welche der Oertlichkeit eigen war,
nicht erwartet, mit hellen Jubellauten empfangen zu werden; allein
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