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„Herr Eberhard,“ sprach Ryke, „wißt Jhr, daß ich diese Stadt
verlasse?“
Erschrocken blickte ihn der Kleriker an.
„Es ist so!“ fuhr Bernd fort. „Wenn ich Euch bitten darf,
so schenkt mir einen Augenblick Gehör!“
Der Altarist führte ihn in die Sakristei.
„3<h bin vertrieben, =- fraget nicht, warum; -- Jhr werdet
alles wohl genau erfahren, sobald Jhr aus dem Heiligtume tretet.
Ic< aber fahre mit dem Frieden Gottes in die Fremde. Und
darum soll hier in der Kirche alles so gehalten werden, als wär"
ich noc< ein Bürger zu Berlin. Aus Rosenfelde wird dem „Lehn
der Ryke“ stets gegeben werden, was ihm zusteht! J< selber aber
kann nun nicht mehr opfern, wie ich es sonst zu thun gewohnt
war, und manch ein Armer, der mich an der Kirc<henthür erwartete,
möchte mich wohl vermissen. Hier ist daher, was ich gewöhnlich
und mit Freuden gebe, =- auf ein Jahr! Teilt es zu gleichen Teilen
zwischen dem Altar und den Bedürftigen und waltet Jhr an meiner
statt. Für Eure Mühe wird Cuch Paul von Blankenfelde jeden
Sonntag eine Kanne welschen Weines bringen lassen. Wenn Jhr
fie leeret: denket meiner freundlich und in Frieden!“
„Herr Ryke1“ =
„Fraget nicht! =- Die wirren Händel von dort draußen sollen
dieser heilgen Räume Frieden nimmer stören! Verleiht mir Euren
Segen, würd'ger Herr!“
Wie es damals ein schöner kirchlicher Brauch war, sprach der
Geistliche die erhebenden Worte des 23. Psalm über den Davon-
ziehenden. Als das „Amen!“ des Segens verklungen war, reichte
Nyke ihm die Rechte. „Herr Eberhard,“ so sagte er mild, „das
hat mir wahrhaft wohlgethan und mich fast wundersam erquickt!
Ja wohl, =- ich wandere jetzt in einem finstern Thal; doch hoffend
blickt mein Geist nach Gottes grünen Auen. Habt Dank und betet
für die Ruhe der Verbannten!“ =-
Als Ryke durch das niedere, aus sorgsam behauenen Granit-
steinen einst mit unsäglicher Mühe aufgeführte Portal die St. Ni-
kolaikfirche verließ, bemerkte er zu seinem Erstaunen, daß sich eine
Schar älterer, würdiger Bürger, Patrizier sowohl wie Zunftgenossen,
vor der Kirchthür angesammelt hatte. Sie begrüßten ihn aufs