Das 19. Jahrhundert. 3
Uebrigens ist Schönlein noch als Entdecker des nach ihm benannten
Fadenpilzes bei dem Kopfgrind insofern epochemachend geworden, als hier
zum ersten Male ein pflanzlicher Parasit als Ursache einer menschlichen
Krankheit nachgewiesen und dem damals schon auftauchenden Gedanken
von Parasitismus der Krankheiten eine weitere Stütze verliehen wurde.
Bekanntlich waren Kleinlebewesen als Ursache von Thierkrankheiten schon
u. a. von Ehrenberg, Joh. Müller und Henle nachgewiesen.
Einer der bedeutendsten ‚Schüler Schönleins, der
einerseits die Traditionen desselben bewahrte, anderer-
seits aber den Uebergang der Klinik in die dritte Periode,
dieeigentlich exakt-naturwissenschaftliche perfekt machte,
ist Schönlein’s langjähriger Assistent
Ludwig Traube (1818—76).
Geboren zu Ratibor, hatte er 1835 in Breslau unter Purkinje zu studiren
begonnen und war 1837 nach Berlin gegangen, wo ihn Joh. Müller und
vor Allem auch Schönlein beeinflussten. Mit Vorliebe studirte er auch
die französische med. Litteratur, besonders die Werke von Magendie und
La@nnec. Von dem grossen Werth der eben am Krankenbett in Uebung
gekommenen physikalischen Untersuchungsmethoden tief durchdrungen,
säumte er nicht, sich darin während eines eigens schon vor und später
noch einmal nach dem Staatsexamen gewählten Aufenthalts in Wien unter
Skoda zu vervollkommnen. 1843 liess er sich in Berlin nieder und eröffnete
hier Kurse für prakt. Aerzte in der Auscultation und Percussion, die sehr
beliebt wurden, wozu er das Armenkrankenmaterial des damaligen Armen-
arztes Phil. Jace. Joh. Leo Klein (geb. 1815 in Berlin und daselbst
am 27./11. 1896 als Geh. San.-Rath +) benutzte, bis die Armendirektion
dies inhibirte und damit die Fortsetzung der Kurse erschwerte. Nun
wandte sich Traube als einer der ersten in der deutschen
Mediecin der experimentell-pathologischen Forschung zu. Es
folgten die bekannten zuerst mit Arnold Mendelssohn %) gemeinsam,
später selbständig gearbeiteten berühmten Versuche mit Durchschneidung
des N. vagus und die bahnbrechende Publikation, worin die Ursachen und
die Beschaffenheit derjenigen Veränderungen nachgewiesen wurden, welche
das Lungenparenchym nach Durchschneidung der Nn. vagi erleidet. Diese
Abhandlung, sowie die nachfolgende in Virchow’s und Reinhardt’s Bei-
trägen zur experimentellen Pathologie 1846 und 1847 zuerst publicirte:
»Beitrag zur Lehre von den Erstickungserscheinungen am Respirations-
apparat« erregten Aufsehen und begründeten Traube’s Ruf in weitesten
Kreisen. Er erhielt 1849, nachdem er sich ein Jahr vorher hatte habilitiren
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