Die neuere Zeit.
‘ Unter den Berliner Chemikern ist (abgesehen von den bereits bei
der Darstellung des 18. Jahrhunderts citirten Autoren Klaproth und Hermb-
staedt) vor allem
Eilhard Mitscherlich’s (1794—1863)
zu gedenken, des berühmten Entdeckers des Isomorphismus, womit er die
krystallographische Chemie begründete, seit 1822 Professor e. o., 1825
Professor ord. als Nachfolger Klaproth’s, der sich mit dem fast gleich-
altrigen Heinrich Rose (1794—1864) den Unterricht in der Chemie an
hiesiger Universität theilte. Mit seinen epochemachenden Neuerungen in
der organischen Chemie, namentlich mit seinen Untersuchungen über das
Benzol ist Mitscherlich in gewissem Sinne als ein Vorläufer seines unmittel-
baren Nachfolgers im acad. Amt,
August Wilhelm von Hofmann’s (1818—92)
anzusehen, der sich, abgesehen von seinen unsterblichen wissenschaftlichen
Leistungen durch die Reformation des Unterrichts in der Experimental-
chemie an hiesiger Universität ein dauerndes Andenken gesichert hat. Mit
einigen Gelegenheitsreden, die u. d. T: »Chemisthe Erinnerungen aus der
Berliner Vergangenheit« (1880/81) hier herausgekommen sind, sowie einer
Sammlung von Lebens- und Schaffensbildern zeitgenössischer Chemiker hat
Hofmann namhafte Beiträge zur Kenntniss der Geschichte seiner Wissen-
schaft geliefert. — Seine berühmten Arbeiten über die Anilinfarbstoffe haben
sich, wie bekannt, auch für die Bakterien - Funde förderlich erwiesen. Ohne
die von Hofmann begründete Technik der Anilinfärbung, für die sich einzelne
Bakterien besonders empfänglich gezeigt haben, wäre der Nachweis der
Mikrokokken und deren Sporen vielleicht nie gelungen. Nachfolger v. Hof-
mann’s ist Emil Fischer.
Glänzender noch fast als die der Chemiker strahlen die Verdienste
der Physiker am Berliner Ruhmeshimmel. Das beweisen die Namen und
Thaten eines
Werner von Siemens (1816—92)
den E. du Bois-Reymond 1874 beim Eintritt in die Academie als »Fürst
der Technik«, als »James Watt des Elektromagnetismus« begrüsste und
vor allem von
Hermann von Helmholtz (1821—1894)
einem Zögling der‘ hiesigen militärärztlichen Bildungsanstalt, der seit 1871
als Nachfolger von Heinrich Gustav Magnus (1802—1870) den
ordentlichen Lehrstuhl der Physik an der Berliner Universität bekleidete.
Was Helmholtz für die Wissenschaft bedeutet, ist bald nach seinem Tode
in zahlreichen Nachrufen und Gedenkfeiern zum Ausdruck gekommen.
Treffend sagte u. a. einer seiner Lobredner 5): »Im Zeitalter der Speciali-
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