Anmerkungen, 29
vorzüglichen Deckmantel bildet, kann am Besten durch den aller Mystik feindlichen
Materialismus bekämpft werden, weil der letztere nicht immer lediglich den Blick nach
oben, sondern auch nach anderen Richtungen lenkt, ihn vertieft und erweitert, und das
Herz für alles echt und rein Menschliche eröffnet. Lehrt er doch am klarsten, dass der
Nebenmensch Fleisch ist von unserem Fleisch und Bein von unserem Gebein. Man lese
einmal die klassische Betrachtung von J.G. Rademacher über Materialismus in seinem
bekannten Hauptwerk Bd. I, pag. 757 und wird sich gewiss freudig zu den betreffenden
Ausführungen: bekehren.
57) Neuerdings erschien von Laue eine umfangreiche Würdigung von E.’s Bedeutung
(Berlin 1896, Springer).
58) Vergl. Callisen 1. c. XIII, pag. 11 und XXX, pag. 356 (fehlt im Biogr. Lexicon).
59) Th. W. Engelmann in Utrecht bei der Gedenkfeier am 28. September 1894.
60) Streng genommen mit Unrecht. Schönlein steht mit seinen theoret. Anschauungen
noch auf naturphilosophischem Boden; jedoch ist er bereits bemüht in praxi die Hülfsmittel
der exakten Naturwissenschaft für Diagnose und Therapie zu verwerthen. Man sieht: natura
non facit saltum, wie Albertus Magnus sagte. Halb ist Schönlein Naturphilosoph,
halb Naturwissenschaftler. So mag denn die Bezeichnung trotzdem sich rechtfertigen.
61) Vergl. den klassischen Aufsatz von du Bois (Reden II, pag. 384 „Aus den Llanos,
Anzeige und Nekrolog“). Einen packenden Nachruf, bei dem das Herz die Feder
dem Verfasser führte, lieferte auf du Bois-Reymond selbst A, Ewald (Berliner klin.
Wochenschr. 1897, No. 1). Vergl. ferner E. v. Leyden’s Rede in der Sitzung des
Vereins für innere Medicin, dessen Ehrenmitglied du Bois war, vom 4. Jan. 1897, und
J. Munk in Deutsch. Med. Wochenschr. 1897, No. 2.
62) Vergl. die schöne Biographie von W. Becher hier (Berlin 1891).
63) Der Versuchung, dies durch einige Beispiele aus dem mir zur Verfügung stehenden Werk
zu erhärten, will ich widerstehen, weil mir der Raum knapp bemessen ist. Die thera-
peutischen resp. practischen Lehren sind nicht übel, aber die theoretischen, speciell die
Ausführungen zur Semiotik sind leider Gottes so phantastisch und unfruchtbar, dass
man im Hinblick auf den jetzigen Stand der Medicin erfreut ausrufen kann: Quantum
mutatus ab illis!
64) Vergl. Callisen 1. e. III, pag. 377 und XXVI, pag. 511.
65) Ausser der Virchow’schen Gedenkrede ist als Quelle noch der schöne Vortrag von
E. v. Leyden (1893 bei Eröffnung des klin. Wintersemesters geh.) zu Grunde gelegt
worden, Ein Exemplar von Schönlein’s Vorlesungen ist in meinem Besitz und oft
Gegenstand meiner Lectüre gewesen. — Die von v. Leyden aus verschiedenen Anlässen
gehaltenen Vorlesungen, Reden und Nachrufe bieten eine Fülle von Material zur med.
Geschichte Berlins in der Gegenwart.
66) Ueber diesen vergl. Virchow „Ein Nachruf an Traube“ (Berl. klin. Wochenschr.
1876) und die Leyden’sche Gedenkrede.
67) Traube’s Wirksamkeit als akad. Lehrer habe ich pro virili parte.ein bescheidenes
Andenken in der Allgem. Deutsch. Biogr. Bd. XXXVIII zu setzen versucht.
68) Vergl. ferner“Isensee, Gesch. d. Med. V, pag. 1586.
69) Aus einer Schrift des oben genannten Minding, die s. Z. viel Aufsehen hier erregte
(„Beleuchtung des litterarischen Treibens des Herrn Isaac Jacob Sachs“, Berlin 1842,
Hirschwald), und der folgenden Polemik, die eine ganze Litteratur zeitigte, erhalten
wir den Eindruck, dass Sachs doch wohl eine Art von gefährlichem Presspirat gewesen
ist, ein Prototyp der schlimmeren Sorte von Journalisten, deren Flachheit und Flüchtig-
keit meist von ihrer Unlauterkeit übertroffen wird.
Pagel, Die Entwickelung der Medicin in Berlin,
I.
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