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Die neuere Zeit. Das 19. Jahrundert Die Naturwissenschaften

Full text: Die Entwickelung der Medicin in Berlin von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart / Pagel, Julius Leopold (Public Domain)

! Die neuere Zeit. 
Typhusbacillus u. s. w. So wurde hier speciell von Koch, der die festen 
Nährböden schaffte, die Kunst der sogen. Reinkultur lehrte, den von 
Abbe construirten Beleuchtungsapparat zur mikroskop. Erkennung der 
Bacterien verwerthete, in relativ kurzer Zeit die neue, abgerundete Diseiplin 
der .Bacteriologie begründet. Es ist hier nicht der Ort, den Werth der 
Methode als naturwissenschaftlich - technisches Untersuchungshilfsmittel, 
oder die Fortschritte unserer Kenntnisse zu rühmen, welche dadurch mehr 
für die semiotische und prophylactisch-therapeutische, als rein ätiologische 
Seite der Infectionskrankheiten gemacht worden sind. 'Thatsächlich hat 
das Studium der Biologie des vermeintlichen Erregers werthvolle Hand- 
haben zu Vorbeugungsmaassregeln gegeben, dem früheren unsicheren 
Tappen und Tasten in dieser Beziehung ein Ende gemacht und gegenüber 
der älteren, oft unzweckmässigen Polypragmasie (cfr. Rust’s Militärcordons) 
durch einfache Massnahmen die Möglichkeit einer zielbewussten und sicheren 
Prophylaxe geschaffen (cefr. Hamburger Choleraepidemie, die bei den zwischen 
Hamburg und Berlin obwaltenden Communicationsverhältnissen sicher in 
früheren Zeitläuften auch uns nicht verschont hätte). — Die Bacteriologie, 
der Fortschritt in der Handhabung der physicalisch-chemischen, experi- 
mentellen Methoden, die wachsende Volksbildung, die Erkenntniss von der 
hohen Bedeutung der öffentlichen Gesundheitspflege, die sociale Gesetz- 
gebung, der Aufschwung der industriellen und maschinellen "Thätigkeit, 
die Vermehrung der Bevölkerung in den grossen städtischen Centren 
brachten nunmehr auch die Gründung eines besonderen Lehr- 
stuhls der Hygiene zur Reife, den Koch selbst kurze 
Zeit von 1885—91 bekleidete, zugleich als Director der hygieni- 
schen Institute (Laboratorium und Museum in den Räumen der ehe- 
maligen Gewerbeacademie in der Klosterstr.), um dann seinem Nach- 
folger Max Rubner (geb. 1854) den Platz zu räumen und fortab der 
Leitung eines besonderen Instituts für Infectionskrankheiten seine 
Kräfte zu widmen. — Die Perspective, die sich aus den bezüglichen 
Forschungen für die Therapie der Diphtherie durch das von Behring ent- 
deckte Verfahren und z. Th. auch für die der malignen Tumoren eröffnet 
hat und noch weiter eröffnen wird, kann als eine im vollen Fluss be- 
findliche Angelegenheit noch nicht Gegenstand der geschichtlichen Be- 
trachtung sein. — Von denjenigen verstorbenen Berliner Autoren, die sich 
durch bacteriologische Arbeiten einen Namen gemacht haben, seien ausser 
dem p. 53 citirten Ehrenberg angeführt: Otto Hugo Franz Ober- 
meier (1843—73), der die Recurrens- und Flecktyphusspirillen entdeckte; 
er starb durch Infeection mit Choleradejectionen; und Karl Friedlaender 
(1847—87), Begründer der »Fortschritte der Medicin« (1883) und Verf. 
eines brauchbaren Buches über mikroskopische Technik bei pathologisch- 
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