Die neuere Zeit.
der Pharmacologie erkannte« und diese durch zahlreiche Experimental-
arbeiten wesentlich förderte 9). An seinem Hauptwerk »Lehrbuch der
Arzneimittellehre« hat er 9 Jahre (von 1837—46, 2. Aufl., 3 Bde., 1847—61)
gearbeitet. Nachfolger Mitscherlich’s wurde Mathias Eugen Oscar Liebreich
(geb. 1839), Director des neu erbauten pharmacolog. Instituts in der
Dorotheenstr. 35a. -— Verstorbene Pharmacologen der jüngeren Periode
waren: Sigmund Radziejewski (1841—74) aus Posen, seit 1871 Docent
für Pharmacologie und Eduard Steinauer (1844—83) aus Dyhernfurt
in Schlesien, Docent seit 1874. — Nicht unerwähnt bleibe, dass 1833 hier-
selbst Aug. Wilh. Lindes (1800—62), ein pharmac. Privatinstitut be-
gründete und an demselben Unterricht ertheilte ®?).
Auch die Hydrotherapie und Balneologie bezw. Klimatologie zählt
in Berlin eine Reihe von Vertretern. Ausser dem erwähnten Osann gehören
hierher zum Th. Eduard Hallmann (1813—55) (s. p. 64), Ludwig
Fraenkel (1806—72) aus Berlin, anfangs Arzt in Magdeburg, seit 1848
dauernd hier thätig, führte bis 1867 die Direction der Heilanstalt des
Vereins der Wasserfreunde und publicirte zahlreiche Schriften zur Hydro-
therapie; Hermann Ludwig Helfft (1819—69), Verf. eines bekannten
»Handbuchs der Balneotherapie« (von 1854—64 in 6 Auflagen), redigirte
seit 1857 Graevell’s Notizen und war seit 1859 sogar Docent der Balneo-
logie an hies. Universität; Constantin Lender (1828—88), lebte seit
1876 im Sommer ständig in Kissingen; August Wilhelm Ferdinand
Schultz (1805—90) aus Stettin, ein ausserordentlich vielseitiger Gelehrter
und fruchtbarer Schriftsteller, seit 1833 Docent an hiesiger Universität,
auch verdient um die Hygiene und das Mediecinalwesen in Berlin, wo er
seit 1855 ein Bezirksphysikat bekleidete; Wilhelm Valentiner (1830
bis 1893), von 1860—73 Privatdocent an hies. Universität, Herausgeber
eines »Handbuchs der allgemeinen und speciellen Balneotherapie« (1873,
2. Aufl. 1876) in Verbindung mit zahlreichen Balneologen; Friedrich
Wilh. Aug. Vetter (1794—1845), anfangs Militärchirurg, Schwiegersohn
von A. F. Struve (in Dresden), publicirte über dessen Erfindung der künst-
lichen Mineralwässer verschiedenes, ausserdem sein bahnbrechendes »Theoret.-
pract. Handbuch der Heilquellenlehre« (2 Bde. 1838; 2. Aufl. 1845). Un-
glücklicher Speculationen wegen musste Vetter um 1845 aus Berlin nach
Amerika flüchten, wo er im Elend starb. — Auch ein Laie, Dr. phil. B.
W. Beck, erwirkte 1839 hierselbst die Licenz zur hydrotherap. Praxis und
publieirte einige Schriften über Hydrotherapie ®). —- Eine vollständige Dar-
stellung alles dessen, was auf dem Gebiet des Badewesens und der Hydro-
therapie in Berlin von dem bekannten, durch Hufeland angeregten, 1803
vollendeten Badeschiff Welper’s an bis auf die neuesten qualitativ und
quantitativ bedeutenden Anstalten geleistet ist, kann im Rahmen dieser
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