Das 19. Jahrhundert. 1
resp. Psychosen im Kindesalter rühren auch von Martin Steinthal
(s. p. 78) her. — Docent an der hiesigen Universität für Psychiatrie und
forensische Medicein war von 1818—27 K. R. E. Boehr (geb. 1798). —
Von verstorbenen hiesigen Neuropathologen resp. Psychiatern citiren wir:
Julius Jensen (1842—91), seit 1885 Director der Anstalt in Dalldorf;
Eduard Levinstein (1831—82), seit 1863 Director seiner »Maison de sante«
in Schöneberg und bekannt durch seine Schrift: »Die Morphiumsucht«
(Berlin 1877, 79); Moritz Meyer (1821—93), tüchtiger Eleetrotherapeut,
publicirte ein aus einer von der med. Gesellsch. in Gent preisgekrönten
Arbeit hervorgegangenes »Lehrbuch der Electrotherapie« (von 1854—83 in
4 Auflagen erschienen); Paul Samt (1844—75), Assistent Westphal’s seit
1869 (»über die naturwissenschaftliche Methode in der Psychiatrie« 1874).
Von den lebenden Berliner Autoren nennen wir nur den greisen Hein-
rich Laehr, geb. 1820, unter Damerow gebildet, seit 1857 als dessen
Nachfolger Herausgeber der »Zeitschrift für Psychiatrie«, pflegt mit
grosser Vorliebe die historische und litterar. Seite seiner Specialdisciplin,
Der älteste Lehrer der Arzneimittellehre an hies. Universität war
Emil Osann (1787—1842), Neffe und Schwiegersohn Hufeland’s, der mit
ihm zusammen die Poliklinik dirigirte, seit 1825 Ordinarius der Heilmittel-
lehre. Besonders widmete er sich der Balneologie und schrieb: »Physical.-
med. Darstellungen der bekannten Heilquellen der vorzüglichsten Länder
Europas (2 Bände, Berl. 1829/32; 2. Aufl. 1839/41; der 3. Band betreffs
der Heilquellen ausserhalb Deutschlands blieb unvollendet). Neben Osann
beschäftigten sich noch mit der genannten Disciplin H. Staberoh, Docent,
(41811—12); Julius Theod. Christ. Ratzeburg (1801—71), von
1828—30 hier Docent, später Professor der Naturwissenschaften an der
Forstacademie in Eberswalde; Ernst Ludwig Schubarth (1797—1868),
Docent seit 1819, Extraordinarius 1824, und 1828 in die philosoph. Facultät
versetzt, verfasste: »Ueber die neue preussische Pharmacopoe von 1827«
(Berlin 1828); » Vergleichende Nomenclatur der vorzüglichsten Pharma-
copöen der deutschen und angrenzenden Länder« (ib. 1822); »Receptir-
kunst und Taschenb. f. pract. Aerzte« (1821, 1828) u. A. m. — Nachfolger
von Osann wurde der bedeutendere Karl Gustav Mitscherlich (1805—71)
aus Jever, Bruder des berühmteren Chemikers Eilhard M. (s. p. 56), in
dessen Laboratorium er sich bildete. seit 1834 Docent, 1842 Prof. e. o.,
1844 Ordinarius, der erste deutsche Pharmacolog, »der die Bedeutung der
Kenntniss des chem. Verhaltens der Arzneimittel gegen die Bestandtheile
des Organismus und die der Thierversuche überhaupt für die Entwickelung
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