Path:
Die neuere Zeit. Das 19. Jahrundert Die Naturwissenschaften

Full text: Die Entwickelung der Medicin in Berlin von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart / Pagel, Julius Leopold (Public Domain)

Die neuere Zeit. 
zu Ehren existirt seit 1892 hier auf dem Grundstück der chirurg. Klinik 
das Langenbeck-Haus. Sein langjähriger Genosse 
Adolf von Bardeleben 
war durch seine imponirende und gewinnende Physiognomie, seinen geist- 
und humorvollen, mit historischen Reminiscenzen reich gewürzten Unter- 
richt eine gleichfalls fascinirende Persönlichkeit. * Das Hauptfeld seiner 
Wirksamkeit war Greifswald gewesen; seine ehemaligen Schüler aus dieser 
Zeit sprechen heute noch mit Enthusiasmus von ihrem Bardeleben als .dem 
einstigen König der Greifswalder Hochschule. In Berlin hat er sich, ab- 
gesehen von seiner Lehrthätigkeit und einer Reihe an sich nicht gerade 
epochemachender Detailleistungen, speciell ein allerdings unsterbliches 
Verdienst durch die energische Art erworben, mit der er sofort für die 
Lister’sche Idee eintrat. Zu einer Zeit, als ein grosser Theil der übrigen 
deutschen Chirurgen, selbst ein Langenbeck, ein Billroth ete., noch skeptisch 
und vorsichtig zögernd, ja sogar direkt ablehnend sich verhielten, hat B. 
mit der ganzen Autorität seiner Person und Stellung sich der antiseptischen 
Methoden angenommen und ist ihnen ein zweiter Vater und Protektor ge- 
worden. Bedenkt man die ungeheure Wandlung, welche das »Listern« in 
der Chirurgie bewirkt hat, so muss man B. einen hervorragenden Antheil 
an diesem glänzenden Fortschritt der deutschen Chirurgie vindieiren, mit 
dem sein Name für immer verknüpft bleiben wird. Sein umfassendes und 
eine Zeit lang ausserordentlich beliebtes, aus einer Verarbeitung von Vidal’s 
Traite hervorgegangenes Lehrbuch ist später durch jüngere Lehrbücher 
verdrängt worden. — Bardeleben gehört entschieden zu den Zierden der 
Berliner Schule. — Grosse Bedeutung mehr ‘durch praktische als schrift- 
stellerische Verdienste geniesst Robert Ferdinand Wilms (1824—80) aus 
Arnswalde, ein durch seine überwältigende Humanität und operatives 
Genie: ausserordentlich populär gewordener Chirurg, der seit 1862 als 
Direktor der chirurg. Abth. in Bethanien auch Lehrer und Chef einer 
Reihe später zu grossem Ansehen gelangter Wundärzte geworden ist. W. 
machte Bethanien durch seine Wirksamkeit zu einem der berühmtesten 
und besuchtesten Krankenhäuser, zu einem Sammelpunkt  strebsamer 
Aerzte. Das dankbare Berlin hat ihm in der Nähe seiner Hauptschaffens- 
stätte ein Denkmal errichtet. — Von weiteren verstorbenen Berliner Wundärzten 
des 19. Jahrhunderts seien genannt: Ludwig Böhm (1811—69), Assistent 
Dieffenbach’s, 1841 Privatdocent, 1845 Extraordinarius, kam kurze Zeit als 
Nachfolger von Dieffenbach in Frage; doch wurde in Folge eines Protestes 
hervorragender Berliner Aerzte (Karl Mayer u. A.) Langenbeck aus Kiel 
berufen. Hermann Eduard Fritze (1811—66), war Verf. zahlreicher 
chir. Schriften und Abbildungswerke, u. a. schrieb er zusammen mit O0. F. 
Q6
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.