Path:
V. Presse und Theater

Full text: Der Fall Lindau / Mehring, Franz (Public Domain)

aetön MDD dmm 
Diese Scilderung trifft nach meiner Kenntniß der Dinge 
vollfommen zu, und es wäre nur zu wünschen, daß ihr Verfasser 
seine aphoristischen Bemerkungen zu einer systematishen Dar- 
stellung erweiterte. 
Solche Stimmen sind aber Ausnahmen. Unter den fünf 
Kritikern, wel<he Herr Lindau in einem bereits angezogenen 
Schreiben an die Sc<habelsky der Fähigkeit zeiht, ihr Amt zu 
mißbrauchen, war nur ein einziger, Herr Keller (Lokalanzeiger), 
sofort der Ehren, zu erklären, Lindau hätte sih nie unter- 
standen, ihm entsprehende Vorschläge zu machen, und wenn sie 
ihm gemacht worden wären, so würde er, Keller, sie sich ent- 
schieden verbeten haben. Die andern schwiegen; in ihren Kreisen 
muß der auf sie von Lindau geworfene Verdacht ihnen also nicht 
schaden. Und als sie endlich zum Reden gezwungen wurden, 
womit kamen sie hervor? J<h will großmüthig sein und den 
Gallimathias des Herrn Theodor Wolff (Berliner Tageblatt) 
passiren lassen; ohnehin kann ich mit dem Herrn nicht polemisiren, 
da er nach vieljähriger kritisher Thätigkeit bereits das militär- 
pflichtige Alter erreiht hat und augenbli>lih wohl auf dem 
Grüßmacder exerzirt; es widerstrebt meinem PatriotisSmus, mit 
der Feder einen Mann anzugreifen, der mit den Wassen das 
Vaterland schirmt. Auch bei Herrn Jsidor Landau (Berliner 
Börsen-Courier) will ich mich nicht lange aufhalten; aus den Akten 
des Falles Lindau kenne ich ihn als einen ganz gutmüthigen und 
harmlosen Mann, und wenn er versicherte, daß er, falls Lindau 
ihn gebeten hätte, die Scabelsky als Kritiker zu protegiren, es 
gethan haben würde, so war das am Ende mehr eine lärmende 
Rodomontade, die er den Umständen für angemessen erachten 
modte, als ein bewußtes Kunstbekenntniß. Aber die Zabel und 
die Brahm! Herr Zabel (National-Zeitung) erklärte, als er endlich 
sprechen mußte, Herr Lindau habe ihm nie den Antrag gemacht, 
jeinen Einfluß als Kritiker zu Gunsten einer Schauspielerin zu 
mißbrauchen und dann folgte nicht etwa ein Protest gegen die ihm 
zugemuthete Gemeinheit, sondern ein wüthendes Shnappen nach 
mir, der ich ihm eine, wie ich meinte, willkommene Gelegenheit 
gegeben hatte, seine Kritikerehre von einem darauf gespritten 
Flecken zu reinigen. Und Herr Brahm -- 
«
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.