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V. Presse und Theater

Full text: Der Fall Lindau / Mehring, Franz (Public Domain)

Presse und Theater. 
Der symptomatische Charakter des Falles Lindau ist von 
den verschiedensten Seiten anerkannt worden; i< brauche ihn 
hier nicht näher zu begründen. Jhn erschöpfend zu behandeln, 
fehlt es mir an Raum, an Zeit und -- vor allem -- auch an 
einer genaueren Kenntniß des Theaterwesens. J< hoffe, daß 
berufenere Federn sich dieser Aufgabe widmen werden, und ich will 
es als den einzigen, mir werthvollen Lohn für meine se<hs- 
wöchentliche Beschäftigung mit diesen häßlichen und unerqui- 
lichen Dingen betrachten, wenn dädurch eine Reform der Be- 
ziehungen zwischen Presse und Theater angebahnt wird, eine 
Reform, deren Dringlichkeit angesichts der in den vorstehenden 
Kapiteln dieser Schrift aufgeded>ten Vebelstände wohl keines 
weiteren Beweises bedarf. 
Es fällt mir nicht ein, diese Beziehungen als in Grund 
und Boden verrottet darzustellen. J<h kenne Berliner Theater- 
kritiker, deren ästhetische Durchbildung, deren lauterer Charakter 
über jeden Zweifel erhaben dasteht; ich zweifle sogar nicht im 
Entferntesten daran, daß sie die Mehrheit unter ihren Genossen 
bilden. Aber so tief greifende Schäden, wie sie der Fall 
Lindau aufde>t, können doch niemals entstehen, ohne daß es 
mehr, als einen faulen Flec> in den Beziehungen zwischen Presse 
und Theater giebt. Es ist ein sehr bezeihnender Umstand, daß 
die Entrüstung über die aufgede>te Verderbniß sich weit mehr 
in der politischen Presse, unter den politischen Journalisten 
geregt hat, als in den Zeitungskreisen, die dem Theater nahe 
stehen und zwar ohne Vorwurf nahe stehen. Wie oft ist mir 
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