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Der übertriebene Biergenuß.
sich allmählich auch der Nachmittagsdurst zu einer Macht
entwickeln werde Sicherlicht geminnt der Staat, wenn
viel geistige Get *yerbhrou werden, größere Ein—
nahmen; es gewinnen Brauer und Wirte. Leider aber
auch die Ärzte. Ein älterer, sehr angesehener Vertreter
der Heilkunde sagte mir kürzlich: „Die Dickleibigkeit bei
jungen Jahren nimmt in enin merkle zu. Eine große
Menge von Krankheiten ist nur dem Biergenuß zuzu—
schreiben, der von Jahr zu 9n in unvernünftiger Weise
zunimmt. Niemals habe ich so vie' Leute von dreißig
bis fünfunddreißig Jahren nach MNarienbad, Karlsbad und
Teplitz senden müssen wie jetzt. Und in all den Fällen
trägt das ‚Echte‘ die Hauptschuld.“ Diese Beobachtung
haben mir andere Ärzte aus dem Kreise ihrer Erfahrung
bestätigt. Der Durst ist sicherlich ein schönes Erbe unserer
Altvordern, aber dessen künstliche Züchtung auf Kosten
der Gesundheit scheint mir nicht allzu empfehlenswert zu
sein. Das vermehrte Angebot steigert hier die Nachfrage,
der Durst mehrt sich, je mehr Quellen fließen. Diese
Thatsache schlägt zwar bewährten Satzungen der Volks—
wirtschaftslehre ins Gesicht, aber sie steht unbestreitbar
da. Ein „Krach in Bier“ infolge von Übererzeugung
scheint in deutschen Landen unmöglich.
Aber die Schädigung der Gesundheit ist nicht das
einzige der Ubel, die dem Wirtshausleben entspringen.
Als das größte derselben muß die Rückwirkung auf das
Leben der Familie betrachtet werden.
Es ist ja dem Hausvater gewiß nicht als Unrecht
anzurechnen, wenn er ein⸗- oder zweimal in der Woche
die Kreise von Bekannten und Freunden aufsucht. Die