Sechster Grief.
Trinkstätten. — Bierpaläste. — Kneipenleben. — Dessen Ein—
flüsse auf Gesundheit und Familienleben. — Die Wiener Cafeés.
Zu den angenehmsten Erfindungen gehört unstreitig
die Stillung des Dunttee Der Name jenes Urmenschen,
der zuerst irgendwo c dem Erdball zu Nutz und
Frommen der Zeitgenossen in vorsündflutlichen Tagen die
erste Kneipe aufthat, ist leider unbekannt. Jedenfalls
war diese erste Anstalt sehr bescheiden. Was hat sich
aber im Laufe der Jahrtausende aus dieser Keimzelle
entwickelt! Die Großstädte vor allem weisen diesen Fort—
schritt auf. Man bezeichnete das Musikdrama als das
„Kunstwerk der Zukunft“ — ich leugne es nicht; das
zweite Kunstwerk dieser Art ist die heutige Riesenkneipe
der Groß- und Weltstädte. Auch in ihr haben sich alle
Künste vereint: Baukunst, Bildnerei und Malerei, Musik
— vertreten durch Riesen-Orchestrions — und Dichtung,
da sie für die Wände Trinkreime liefert, in denen Durst
und Vaterlandsliebe so sinnig vereint sind, wie z. B.
„Das Trinken giebt dem Deutschen Kraft,
Es lebe hoch der Hopfensaft!“
und:
„So lang der Germane zu Biere geht,
So lang das Deutsche Reich besteht.“