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Offizieren und Mannschaften, daß St. Privat völlig in unserem
Besitze sei und giebt den anwesenden Offizieren den Befehl, die
Mannschaften ihrer Regimenter sofort zu sammeln.
Schon während des Einbruchs hatte General v. Pape die
Garde-Füsiliere, mit den bei Ste. Marie verbleibenden Garde-Jägern
die lezte Reserve des Garde-Korps, herangezogen. Dieselben standen
jet südlich von St. Privat bereit, jeden Gegenangriff zurückzuschlagen.
Gleich nac) dem Gelingen des Sturmes trafen an der Südweste>e
des Dorfes auch Regimenter des 10. Korp8, das Seine Königliche
Hoheit der Prinz Friedrich Karl zu unserer Unterstüzung hatte
folgen lassen, ein. Der Besitz von St. Privat war somit gegen
jeden Rüceroberungsversuch des Feindes gesichert.
Dieser aber konnte am heutigen Tage an keinen Angriff mehr
denken. Jn völliger Auflösung wälzten sich die Massen des 6. franzö-
sischen Korps dem Moselthale zu, 3000 Todte und Verwundete und
2000 unverwundete Gefangene in den Händen des Siegers zurück-
lassend. Bald folgte ihm in gleicher Weise von Amanviller3s zurük-
strömend auch das 4. französische Korps!
Unser Regiment, dessen Mannschaften sich in <ristlich-soldatischer,
Weise eifrig an der Rettung der in den brennenden Häusern von
St. Privat befindlichen französischen Verwundeten betheiligt hatten,
biwakirte theils östlich von Ste. Marie, theils westlich von St. Privat.*)
Trotz der Kälte der Nacht und der unheimlichen Beleuchtung
des von Mondliht und Flammen erhellten leichenübersäten Feldes
ruhen die ermüdeten, völlig erschöpften Sieger bald im tiefsten Schlaf.
*) Auf dem Schlachtfelde dauerte das Aufsuchen, , Fortschaffen und Ver-
binden der Verwundeten bis tief in die Nacht. Das Sanitätspersonal des
Regiment38 war demselben von Ste. Marie in die Schlacht gefolgt und hatte
unter Führung der Stabsärzte Dr. Hagens, Dr. Schneider und Dr. Heber-
ling und des Unterarztes Dr. Stumpf die ersten Nothverbände in feindlichem
Granat- und Gewehrfeuer angelegt. Durc<h muthige8, ruhiges und eifriges
Verhalten zeichneten sich hier die Ober - Lazarethgehülfen C>ardt der 2.,
Bürger der 3., Bademann der 7. und Baumann der 8. und der Lazareth-
gehülfe Schmidt der 9. Kompagnie aus. Von den Krankenträgern hatte sich
in hingebender und unermüdlicher Thätigkeit der durch eine Gewehrkugel ver-
wundete Gefreite Mylius (jezt Feldwebel der 6. Kompagnie) besonders
hervorgethan. Al3 ein Beispiel von Liebe und Sorge von Untergebenen für
ihren Vorgesekten verdient hier hervorgehoben zu werden, daß es Leuten der
59. Kompagnie gelang, ihrem zweifach verwundeten Kompagniechef, vem Haupt-
mann Frhrn. v. Gsebe>, noc< an demselben Abend troß des unbeschreiblichen
Wirrwarrs in Ste. Marie ein Bett und ein eigenes Zimmer zu vershassen:
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