- MB --
herzlich beantworteten Rufe: „Hurrah, deutsche Brüder!" und stürzen
ungestüm auf das noch weit entfernte Dorf. Bald jedoch werden sie
durch die übergroßen Verluste ihrer geschlossenen Angriffskolonne, dieses
denfbar besten, da zugleich breiten und tiefen Zieles, zum Halten
gezwungen. Einzelne Theile des tapferen Bataillons schließen sich den
in günstigerer, aufgelöster Formation unaufhaltsam vorstürmenden
diesseitigen Kompagnien an.
Auf etwa 300 Schritt vom Ziel giebt Oberstlieutenant
v. Wolffradt das Zeichen zum letzten allgemeinen Sturm. Ueberall
rufen die Hörner und Trommeln zum Angriff; die voraneilenden
Offiziere und die wehenden Fahnen zeigen der Mannschaft den Weg.
Major v. Sichart, an dessen Seite der Tambour Rohde 4. Kom-
pagnie, da ihm ein Trommelsto> fortgeschossen ist, unter Zuhülfe-
nahme der Faust unaufhörlich den Sturmschritt schlägt, führt die 1.,
2. und 3. Kompagnie auf die Steinhaufen und steinernen Mauern,
welche den Westrand von St. Privat bilden. Die 4. Kompagnie
hatte fich nach vollzogener Rechtsschwenkung auf den Nordeingang
gestürzt, da wo die Straße von Roncourt einmündet.
Im ersten Anlaufe gelingt es, den Feind aus seiner vordersten
Stellung, meist hinter steinernen Mauern, zu vertreiben. Namentlich
an einer hinter zwei kleineren steinernen Feldeinfriedigungen liegenden
8 Fuß hohen Mauer kommt es zum hartnäcigsten Kampfe, denn sie
wird von den Franzosen nicht allein mit der Kugel, sondern auch mit
Kolbe und Bajonett sehr brav vertheidigt. Was sich hier nicht sofort
gefangen giebt, wird niedergemacht!
Mit der Einnahme der äußeren Umfassung ist die erste Bresche
in die so tapfere Vertheidigung gelegt, aber schwere Opfer hat sie auch
gefordert! Bei der 2. Kompagnie wird der Hauptmann v. Krosigk
gerade beim Beginn des allgemeinen Sturmes von einem Granat-
splitter tödtlich getroffen. Dem Führer der 3. Kompagnie, Lieutenant
v. Wolffradt, wird hinter der ersten Mauer der rechte Arm, gleich
geschift in der Führung des Schwertes wie der Feder, im Ellen-
bogengelenk zerschmettert. Bei der 4. Kompagnie wird der Haupt-
mann v. Briesen, mit dem 7. Zuge weit voraus über die erkämpften
Mauern gegen die Gehöfte vordringend, von einer Kugel getroffen,
die wenige Tage später seinem Leben ein Ende machen sollte. Unweit
von ihm wird auch der Lieutenant v. Lüttwitz zum zweiten Male
durch das feindliche Geschoß ereilt. Dies8mal schüßt ihn, der nach
dem alten Soldatenglauben für diesen Tag hätte gefeit sein müssen,
38