Sechster Abschnitt.
Die Theilnahme des Regiments am Feldzuge gegen
Frankreich im Jahre 1870/71.
Frankreich nannten unsere Väter schon vor mehreren hundert ursachen des
Jahren: „den Erbfeind deutscher Nation“. Während dasselbe ein ii:
einiges Deutschland wegen seiner Stärke hätte fürchten müssen, gab
leider die in zahlreichen, inneren Kriegen zu Tage tretende Zwietracht
im Deutschen. Reiche seiner Herrschsucht und Ländergier stet8 aufs
Neue Gelegenheit zu Demüthigung und Raub. So hatte Frankreich
Deutschland schon einiger seiner schönsten Provinzen, der Bisthümer
Toul, Metz und Verdun und des größten Theiles der Herzogthümer
Elsaß und Lothringen, beraubt, als König Ludwig XIV. es sogar
wagte, ihm 1681, mitten im Frieden, die lezten deutschen Gebiete
im Elsaß und die uralte freie Reichsstadt Straßburg zu entreißen.
Man sollte glauben, daß in diesem Augenblicke ganz Deutschland wie
ein Mann gegen den übermüthigen Räuber aufgestanden wäre, um
die deutschen Brüder zu befreien und den frechen Franzosen zu
bestrafen; =- doh das durch vielfache Spaltungen zerrissene und durch
seine Uneinigkeit machtlose Reich zog nicht einmal das Schwert, um
seinen Besitz und seine Ehre zu vertheidigen. Auch Friedrich
Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg, dieser Fürst von
e<t deutscher Gesinnung, war genöthigt, unthätig zuzuschauen, nach-
dem er zwei Jahre vorher, von Kaiser und Reich verlassen, zum
Frieden mit Frankreich gezwungen worden war. Zwei Jahrhunderte
prophetisch vorausbli>end, hatte er damals ausgerufen: „Aus meinen
Gebeinen wird einst ein Rächer auferstehen!" =
- „Im vorigen Jahrhundert schlug König Friedrich der Große
bei Roßbach eine dreimal stärkere französische Armee in wenigen
Stunden in wilde Flucht. Hätte er nur allein gegen die Franzosen
zu kämpfen brauchen und sich nicht noch außerdem mit der halben
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