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I. Berlin's Lage, Physiognomie und geschichtliche Entwickelung

Full text: Kiessling's Berliner Baedeker / Kiessling, Alexius (Public Domain)

Praktische Winke: Ein Wort über die Berliner, ) 
Institute zur Erleichterung des Verkehrs und gemeinnützige Ein- 
richtungen als: die Berliner Verbindungs- (Ring-) Bahn, die Pferde- 
bahnen, die Berliner Rohrpost, die Fernsprecheinrichtung, die Kana- 
lisation, die Berliner Stadtbahn, die electrische Strassenbeleuchtung, 
die Markthallen wurden ins Leben gerufen. Durch die Einverleibung 
mehrerer Ortschaften aus der Umgebung Berlin’s in das Weichbild 
der Stadt und fortwährenden Zuzug steigerte sich die Zahl der Be- 
wohner auf über 1'/, Million. 
Die Errungenschaften der glorreichen Feldzüge in den Jahren 
1864, 1866 und 1870/71 waren auf die Entwickelung Berlin’s von 
riesenhaftem Einfluss insofern, als es nicht allein durch die Wahl 
Wilhelm’s I. zum deutschen Kaiser (1871) Centralpunkt des deutschen 
Reiches geworden, sondern auch durch die erhöhte Machtstellung des 
preussischen Staates in handelspolitischer Beziehung zum Weltmarkt 
erhoben wurde. In den beiden letzten Jahrzehnten hat die Stadt in 
ihrer inneren wie äusseren Entwickelung so riesige Fortschritte ge- 
macht, dass die Zeit in nicht allzu grosse Ferne gerückt sein dürfte, 
wo Berlin es nicht allein an innerer Bedeutung, sondern auch an 
äusserem Umfange mit Paris und London aufnehmen wird, 
Das Frühjahr 1888 brachte "Tage tiefster Trauer über Berlin. 
Am .. März schloss Kaiser Wilhelm I. seine Augen zu ewigem 
Schlummer; todtkrank bestieg sein Sohn Kaiser Friedrich III den 
Thron; ein sanfter Tod beendete am 15, Juni das lange und schwere 
Leiden des gütigen Fürsten. Möge der Regierung seines Sohnes und 
Nachfolgers, Kaiser Wilhelm II., der sich durch seine ersten Regierungs- 
akte die Herzen der Nation im Sturme gewann, eine langdauernde 
sein und dem Lande wie der Stadt zum Segen gereichen, 
Praktische Winke für den Besucher 
der deutschen Kaiserstadt. 
a. Ein Wort über die Berliner. 
In einer grossen Stadt, in welcher durch steten Zufluss von 
Personen aller Stände und aus allen Richtungen der Windrose die 
verschiedensten Elemente sich anhäufen, kann die Physiognomie 
der Bewohner keine so ausgeprägte sein, wie dies bei Städten ge- 
ringeren Umfanges der Fall ist. Diejenigen, welche der Fremde 
gemeinhin als „Berliner‘‘ bezeichnet, gehören fast ausnahmslos der 
ungebildeten Klasse an, die von Alters her ihren eigenen Jargon, 
wie ihren eigenen Typus bewahrt hat. Misstrauen, Rohheit, Gut- 
müthigkeit, plötzliches Aufbrausen und ebenso schnelles Vergessen, 
grosse Neugier und vor Allem ein vorlautes, rechthaberisches Wesen, 
in wunderlicher Mischung mit naivem Witz, sind die Grundzüge des 
Berliner Volkscharakters, den wir bei jeder Gelegenheit beöbachten 
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