$ Geschichte Berlin’s,
ständigkeit. Mit Eintritt der Hohenzollern in die Mark (1415) ging
indess diese republikanische Verfassung und Selbstständigkeit wieder
verloren. Unter Kurfürst Friedrich I. (1415— 1440) blieb zwar noch
Vieles unverändert, Kurfürst Friedrich II, der Eiserne, (1440 — 147°)
jedoch wusste die Macht der Städte zu brechen; ev” erzwang 144%
mit Waffengewalt das Oeffnungsrecht, nahm ihnen die unabhängige
Gerichtsbarkeit, hob ihre Vereinigung wieder auf und erbaute 1443
bis 1451 zwischen Berlin und Kölln an der Stelle des heutigen Kgl.
Schlosses eine Burg. — Johann Cicero nahm im Schlosse zu Kölln
ständige Residenz, während die früheren Fürsten nur zeitweise in
Berlin und zwar in dem noch heut existirenden Lagerhause (in der
Klosterstrasse) gewohnt hatten, Unter diesem Fürsten "gründete
Joh. Zehender 1488 die erste Anvatheke. — Joachim I., Nestor,
(1499—1535) beförderte Kunst und Wissenschaft, indem er bedeutende
Gelehrte an seinen Hof zog. Er gründete das Kammergericht zu Berlin
und stiftete dia Universität 71 Frankfurt 2. O., verhinderte jedoch
als Gegner der 1.eformation 4.2 Binführung derselben in seinen Landen,
Unter seiner Regierung fanden fanatische Judenverfolgungen statt:
so wurden 1510 auf dem Neuen Markt 30 Juden verbrannt. Unter
seinem Sohne und Nachfolger, dem prachtliebenden Jaachim II., kam
neues Leben über Berlin und Kölln, Er führte die © "formation ein,
pflegte die schönen Künste und liess durch Caspar Theiss 1538 an
Stelle das alten eın neues Schloss erbauen. 1539 gründete Christoph
Weiss d.2 erste ” -ohdruckerei in Berlin. — ‚Joachim’s Sohn, Johann
üeorg, (1571—1 us) war ganz der Gegensatz seines Vaters, ernst
und s »arsam; er verbesserte das Gerichts- und Schulwesen und hob
die Industrie durch Aufnahme protestantischer Einwanderer aus den
Niederlanden. — Unter Geo-g Wilhelm (1619—1640) kam das grösste
Elend über die Stadt; zu den Drangsalen des 30jährigen ‚Krieges
gesellten sich dıe Uebelstände einer schlechten Verwaltung, schwere
Steuern, Misswachs, die Pest etc. — In dieser Zeit allgemeinen
Elends trat 1640 Friedrich Wilhelm, der grosse Kurfürst, auf den
Schauplatz und legte während einer 48jährigen thatkräftigen Regie-
rung den Grund zu Berlin’s Grösse und Bedeutung. Er errichtete
den neuen Stadttheil Friedrichswerder, seine Gemahlin Dorothea
die Dorotheenstadt. Wie er für die Einführung der Strassen-
beleuchtung und Pflasterung sorgte, so begünstigte er auch die
geistigen Interessen, denen durch das Erscheinen der ersten Zeitung
(1661) neue Bahnen eröffnet wurden. Eine grosse ”ahl aus Frank-
reich vertriebener Protestanten wanderte in Berlin ein und gründete
die sogenannte französische Colonie 1681, Die Einwohnerschaft der
Stadt, welche heim Regierungsantritt des grossen IT urfürsten auf 8000
gesunken war, betrug beim Tode desselben 20000. hatte sich also fast
auf das Dreifache vermehrt. — Noch mehr an Bedeutung gewann
die Stadt unter Kurfürst Friedrich IIT., späterem König Friedrich I.
(1688—1713). Ihm verdankt Berlin den Anbau der Friedrichstadt,
die Gründung der Akademie der Wissenschaften und Fünste (170°)
den Bau des heutigen Schlosses, des Zeughauses, der beiden Kirchen
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