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Preußen stand in den Jahren nach 1848 unter dem Druck
der Verfassungskämpfe, in denen die Staats8verwaltung die Zu-
geständnisse, die ihr die revolutionäre Bewegung im Jahre 1848
abgerungen hatte, möglichst rükgängig zu machen suchte. Presse
und Buchhandel wurden hierbei in ganz besonders schwere Mit-
leidenschaft gezogen, und wie die Geseßgebung immer neue Maß-
regeln zur Beschränkung freien Gedankenaustausches erfand, so
war auch die Korporation als einzige größere Vertretung des
preußischen Buchhandels immer wieder zur Abwehr gezwungen,
eine Aufgabe, der sie, unermüdet durch viele Mißerfolge, in nicht
genug anzuerfennender Weise gerecht geworden ist.
Unter so drückenden Verhältnissen führte der Buchhandel
damals nur ein stilles Dasein, und es wird daher nicht wunder
nehmen, daß auch die Entwikelung der Bestellanstalt fast drei
Jahrzehnte lang sich nur in bescheidenen Grenzen vollzog. Wie
einfach das Institut zunächst überhaupt eingerichtet war, zeigt
ein Brief Burchhardt8 an den Vorstand der Korporation vom
2. Juni 1851, in dem er wiederholt um Gasbeleuchtung für
das Geschäft3lokal bittet. Es heißt dort: „Es ist diese ein zu
notwendiges Requisit, was von jedermann anerkannt worden ist,
der sich von der biSherigen schlechten Erleuchtung nicht nur über-
zeugt, sondern auch gesehen hat, mit welchen Unannehmlichkeiten
es verbunden ist, mit einer kleinen Handlampe von Tisch zu
Tisch laufen zu müssen, ohne dennoc< hinreichende Helle zu
haben!" Man braucht die Phantasie nicht sonderlich anzustrengen,
um sich danach ein Bild von der äußeren Erscheinung der da-
maligen Bestellanstalt zu machen. Dabei war der Verkehr in
ihr aber doch in rascher Zunahme begriffen, denn schon am
14. April 1850 berichtet Burchardt: „In immer umfangreicherer
Weise vermehrten sich die Arbeiten. Mit jedem Monate traten
neue Teilnehmer der Anstalt bei, und mit ihnen neue Arbeit.