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Full text: Der Berliner Tiergarten von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart / Meyer, Ferdinand (Public Domain)

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des Tiergartens auf zwei Jahrzehnte hinaus abgeschlossen war. 
Gleichwohl läßt fich manches Zeit- und Sittenbild, manche 
Reminiscenz aus jenem Zeitraum in die Geschichte desselben 
einfügen. 
Verweilen wir zunächst bei einer Revue, die im ersten 
Jahre unseres Jahrhunderts von einem Augenzeugen folgender- 
maßen geschildert wird: 
„Heute früh (20. Mai) habe ich im Tiergarten, auf dem 
Exerzierplaße, die Spezialrevue über die hier in Garnison 
liegende Kavallerie, und gestern früh über die Infanterie an- 
gesehen. Das Schauspiel ist prächtig und lockt eine ganz un= 
glaublihe Menge Zuschauer aus der Stadt, die heute durch 
das vortreffliche Wetter noch vermehrt wurde. Die Infanterie 
war in neuer Uniform und gewährte einen vorzüglich schönen 
Anbli>, auch schien der König nach ihrer Musterung sehr zu- 
aheden zu sein. J< habe bei dieser Gelegenheit den jungen 
Monarchen, dessen Festigkeit in einmal angenommenen Grund- 
säßen ganz Europa bewundert, in der Nähe gesehen; und dies 
war eigentlich das Interessanteste für mich. 
Von dem Rennplaze begab sich ein großer Teil der 
Zuschauer nach den Zelten oder Kaffeehäusern, weil in einem 
derselben heute, und alle Sonntage, früh um 7 Uhr ein großes 
Konzert im Freien veranstaltet war. Die Spekulation des 
Wirtes ist nicht übel, und der Zusammenfluß von Menschen 
dabei außerordentlich groß, ob man gleih von der Musik, 
wenn man sich nicht mit Gewalt hinzudrängen will, nicht viel 
hört; indes schien es, als ob auch nicht viel daran verloren 
sei. Mir gewährte wenigstens das mannigfaltige Gewühl der 
Menschen ein unweit größeres Vergnügen, als die Janitscharen- 
Musik.“ 
Die damaligen Zelte werden als kleine Häuser geschildert, 
vor denen 9 Fuß hohe, von außen mit Austernschalen benagelte 
Bretterbuden sich erhoben. Gegenüber, am Saume des Waldes,
	        
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