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des Tiergartens auf zwei Jahrzehnte hinaus abgeschlossen war.
Gleichwohl läßt fich manches Zeit- und Sittenbild, manche
Reminiscenz aus jenem Zeitraum in die Geschichte desselben
einfügen.
Verweilen wir zunächst bei einer Revue, die im ersten
Jahre unseres Jahrhunderts von einem Augenzeugen folgender-
maßen geschildert wird:
„Heute früh (20. Mai) habe ich im Tiergarten, auf dem
Exerzierplaße, die Spezialrevue über die hier in Garnison
liegende Kavallerie, und gestern früh über die Infanterie an-
gesehen. Das Schauspiel ist prächtig und lockt eine ganz un=
glaublihe Menge Zuschauer aus der Stadt, die heute durch
das vortreffliche Wetter noch vermehrt wurde. Die Infanterie
war in neuer Uniform und gewährte einen vorzüglich schönen
Anbli>, auch schien der König nach ihrer Musterung sehr zu-
aheden zu sein. J< habe bei dieser Gelegenheit den jungen
Monarchen, dessen Festigkeit in einmal angenommenen Grund-
säßen ganz Europa bewundert, in der Nähe gesehen; und dies
war eigentlich das Interessanteste für mich.
Von dem Rennplaze begab sich ein großer Teil der
Zuschauer nach den Zelten oder Kaffeehäusern, weil in einem
derselben heute, und alle Sonntage, früh um 7 Uhr ein großes
Konzert im Freien veranstaltet war. Die Spekulation des
Wirtes ist nicht übel, und der Zusammenfluß von Menschen
dabei außerordentlich groß, ob man gleih von der Musik,
wenn man sich nicht mit Gewalt hinzudrängen will, nicht viel
hört; indes schien es, als ob auch nicht viel daran verloren
sei. Mir gewährte wenigstens das mannigfaltige Gewühl der
Menschen ein unweit größeres Vergnügen, als die Janitscharen-
Musik.“
Die damaligen Zelte werden als kleine Häuser geschildert,
vor denen 9 Fuß hohe, von außen mit Austernschalen benagelte
Bretterbuden sich erhoben. Gegenüber, am Saume des Waldes,