Pfosten waren aus Ebenholz und Elfenbein gefertigt, und auf
der Zeltspiße prangte eine Blumenkrone mit den Namen5-
Initialen des hohen Brautpaares. Hier wurde dasselbe von
einer Anzahl Jungfrauen mit einigen für unsere Zeit allerdings
recht urkomischen Versen begrüßt.
Das Fest sollte noc< lange in der Erinnerung der Berliner
bleiben: bei dem herrlichsten Wetter begonnen, machte ein
plößlich heraufziehendes Gewitter der Lustbarkeit ein schnelles,
tragikomisches Ende. Der lange Heimweg, den die Tausende
im aufgeweichten Boden zurücklegen mußten, war mit Bändern,
Coiffüren, seidenen Schuhen und Schnallen bedeckt.
Zwischen diesem Wege (der Zelten-Allee) und der Charlotten-
burger Chaussee befand sich schon seit 1742 ein „Salon“ von
Akazien, welcher Baum um die damalige Zeit hier noc< zu
den Seltenheiten gehörte. Vor dem „Salon“ stand ein steinerner
Hirsch bis zum Niedergange des Jahrhunderts.
Bereits im Jahre 1779 gewährte der „Zirkel“ vor den
Zelten, und diese selbst, ein verändertes Leben und Treten.
Die Tische unter den „Tangelhütten“ waren fast stets von
einer buntschecigen Gesellschaft beseßt; Kaffee, Thee und Bier,
Wasser und Milch bildeten die hauptsächlichsten Getränke. Das
Grünebergsche Zelt galt als das vornehmste; hier pflegte der
bessere Teil der Gesellschaft sich zu versammeln, hier fanden
selbst =- Geistliche sich ein. Denn man war, nach der Aeußerung
eines aufgeklärten Zeitgenossen, in Berlin nicht mehr so weit
in der Weltkenntnis zurück, um es einem Geistlichen zu verargen,
wenn er mit andern gleichen Teil an den Vergnügungen nahm,
welche die Natur und das gesellschaftliche Leben in so reichem
Maße gewähren.
In der Gesellschaft, die sich auf dem weiten, ringsum mit
Bänken besetzten „Zirkel“ bewegte, erblickte jener Beobachter
unter den vielen frischen Gesichtern des schönen Geschlechts auch
manches „gefkünstelte“, selbst die jungen Elegants („Chapeaux“)
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