ertheilt werden. Begehrte aber ein lediger Geselle das
selbe, so hatten sie Macht, seine Würdigkeit ein Viertel
jahr hindurch zu prüfen, ihn dann aber zu bescheiden,
daß er in der Morgensprache um das Gewerk anhalte.
Schon seit alter Zeit bestand zwischen den Bürgern
und der Geistlichkeit in beiden Städten eine Spaltung,
welche durch die Zerwürfnisse innerhalb der Uirche
selbst noch erweitert wurde. Das Stadtbuch sagt darüber:
„Priester und Laien werden leider selten gute freunde.
Das konlint von der Pfaffen Gierigkeit und Unkeusch
heit; denn wenn die Letztere sie verläßt, so haben sie
doch in sich alle Gierigkeit. Den Gierigen hasset man
sehr."
Daher kam es, daß das Volk der Uirche mehr
und mehr entfremdet wurde, und die Beschwerden über
Unfähigkeit der Geistlichen, den Gottesdienst würdig zu
leiten, ihren Ausläufer in der Errichtung eigener
Kirchen-Altäre fanden. Namentlich waren es die Ge-
werks-Znnunge», welche solche ihren Schutzpatronen
stifteten. Die Uirchen-Tapläne blieben von der Vor-
steherschast dieser Altäre ausgeschlossen; befähigte Ge
werksgenossen, welche zugleich als Gewerksschreiber
fungiren mußten, empfingen die Weihe als Altariste»,
und verlasen die Messen vor den zu gemeinschaftlichem
Gottesdienst versammelten Gewerksmitgliedern.
Den ersten dieser Gewerksaltäre errichtete die Schuh
macher- und L'ohgerliergilüe am \. September ll
in der Nicolai-Pfarrkirche. Die Stiftung erfolgte zum
Lobe Gottes und zum Troste aller lieben Seelen, sowie
zu Ehren der heiligen Jungfrauen Maria, Uatharina
und Gertrud, des Apostels Andreas und des heiligen
Valentin; und zwar unter Mithülfe des Priesters Io-