Schöpfer des Denkmals, Otto Lessing, dessen Bruder, die
Maler Heinrich und Konrad und Major a. D. Karl
Lessing, sowie die Söhne des verstorbenen bedeutenden
Historien- und Landschaftsmalers Karl Friedrich Lessing
(eines Großneffen des Dichters), und endlich der Regierungs-
Assessor Dr. Ludwig Lessing.
Nachdem Prinz Friedrich Leopold, als Vertreter des
von Berlin abwesenden Kaisers, mit den Obersten Hof-Chargen
furz vor 11 Uhr den Pavillon betreten, eröffnete eine
Instrumental - Einleitung von Gluck, ausgeführt von der
Bläser-Kapelle der Königl. Hochschule für Musik, unter Prof.
Joachims Leitung, die Feierlichkeit. Hieran schloß sich die
bedeutsame Festrede des Prof. Erich Schmidt, deren
Eingangsworte hier folgen mögen.
„Wer die via triumphalis preußischer Geschichte, von
Schlüters gewaltigem Kurfürsten bis zur Siegesgöttin des
Brandenburger Thores abschreitet, begegnet auf diesem
erinnerungsreichen Pfade zweimal dem Genius, dessen Stand-
bild, von einem blutsverwandten Künstler gemeißelt, heute
zur Abtragung einer alten Dankesschuld enthüllt wird, um
fortan Bewohner und Gäste der deutschen Hauptstadt zu
erfreuen und stummberedt zu begeistern. Die National-Galerie
zeigt uns den Lessing des siebenjährigen Krieges, wie er
halbsoldatisc< angethan, den Dreispitz keck über die braunen
Locken zurückgeschoben, helläugig in die Welt schaut: der
lebensprühende Dichter der „Minna von Barnhelm“. Und
auf dem Monumente des großen Königs, im Schwarm der
Krieger und Staatsmänner, halten Lessing und Kant Zwie-
gespräch, die tiefsten Denker der deutschen Aufklärung. =-
Nun steht er hier im Freien, der Befreier. Diese Herbsttage,
da die Sonne, durch graue Nebel dringend, leuchtet, ohne zu
stehen und mit sommerlicher Schwüle zu ermatten, =- da
der frische Wind das dürre Laub von den Aesten fegt, grüßen
den tapferen Mann, der so viel Klarheit ausbreitete, und
155