-- 154 -
Gepräge erhielt. Das neue elegante Villenviertel im
Westen bildet eine der anmutigsten Straßen, während die
westliche Neustadt bis an den Zoologischen Garten, südlich bis
nach Schöneberg sich entwickelt hat.
Es war ein glücklicher Gedanke, hier am Saume der
Waldung , auf der plaßartigen Erweiterung am Treffpunkte
des Kurfürstendammes, der Hardenberg-, Ranke- und Tauenzien-
straße, die dem hochseligen Kaiser Wilhelm pietätvoll geweihte
„Gedächtniskir<e“ zu errichten.
Und blicken wir auf die während seiner Regierung von
der verehrenden und dankbaren Liebe, von der Bewunderung
der Nachlebenden den Manen großer Persönlichkeiten errichteten
Standbilder, so zählen diejenigen des Tiergartens mit in
erster Reihe.
Ihnen sc<loß sich dann das am 14. Oktober 1890 ent-
hüllte Denkmal Gotthold Ephraim Lessings würdig an.
Nac<h der Bestimmung Kaiser Wilhelms 1. und mit Aller-
höchster Genehmigung Sr. Majestät des jekt regierenden
Kaisers und Königs erhielt das Standbild seinen Plaz am
Saume des Tiergartens, gegenüber den Häusern Nr. 6 und 6a
der Lenns-Straße.
Um den Stamm einer Eiche vor dem, an jenem Tage
no< verhüllten Denkmal war ein prächtiger Pavillon für den
Königlichen Hof errichtet; an der Ost- und Westseite des nach
der Straße zu freigelegten Plates hatten die bekränzten
Tribünen mit den Vertretern der geistigen Kreise Berlins sich
gefüllt; auf dem Podium vor den Tribünen waren die
Koryphäen der Künste und Wissenschaften, die Minister,
Deputierte der städtischen Behörden und die Nachkommen vom
Stamme des gefeierten Dichters versammelt: der Großneffe
desselben, Geh. Justiz-Rat Lessing (zugleich als Stellver-
treter des Denkmal-Komitee-Vorsizenden), dessen Sohn, der
Rittergutsbesizer Gotthold Lessing, der Urgroßneffe und