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Damals entstand in der Tiergartenstraße ein neues
Vergnügungs- Etablissement, dem sein Besißer, Kühne, die
den altgriechischen Einrichtungen gleicher Art entlehnte Bezeichnung
„Odeum“ gab. Jett erheben sich auf den einst angestaunten
Gartenanlagen, hinter denen die Lokalitäten bis zum Land-
wehrgraben sich hinzogen, die Wohngebäude Nr. 22 und 23
zwischen der im Jahre 1862 entstandenen „Hohenzollernstraße“,
und der vom Hoflieferanten Theodor Hildebrandt 1866
angelegten und nach ihm benannten Privatstraße.
Der lette Teil des Verschönerungswerkes im Tiergarten
umfaßte das Gebiet zwischen dem Spreeweg und der Großen
Duer-Allee, der Zelten-Allee und der Charlottenburger Chaussee,
sowie das darüber hinaus gelegene, von der Großen Quer-
und Bellevue- Allee umschlossene Dreie>. Auf letzterem erfolgte
die Anlegung der Baumschule Il, und einige Jahre später
wurde hier auch das Bildhauer-Atelier des Professors Drake
errichtet.
So war denn das großartige, von König Friedrich
Wilhelm II]. begonnene Verschönerungswerk =- mit Ausschluß
des Exerzierplaßzes = im Jahre 1839 vollendet.
Die häßlichen Verkehr8wege an der südlichen Hälfte des
Tiergartens sahen sich in breite, schöne Straßen umgewandelt,
von denen diejenige im Zuge des alten Kanonenweges, als
eine der anmutigsten, dieser Seite des Tiergartens einen würdigen
Abschluß gab. Und jo ehrte denn der König die hohen Ver-
dienste Lennes8 dadurch, daß er jener Straße unterm
19. August 1839 den Namen Lenne6-Straße verlieh. Da-
gegen hatte die Herrichtung eines gleich harmonischen Abschlusses
vorlängs der Stadtmauer, durch freundliche Villenanlagen,
die Zustimmung König Friedrich Wilhelms II. nidt
gefunden . .
Ein feierlich ernstes Gepräge trug die Mitternachtstunde,
welche dem 12. Zuni des folgenden Jahres voraufging.