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will ich dich im Herbst zu meinem Jugendfreunde Meisel
nach Prenzlau in die Sc<hornsteinfegerlehre geben.“
„Ah nein, lieber, bester Vater“ bat der arme
Sünder jetzt im wohlklingenden Hohdeuts<, „nur das
nicht! Jh will ja auch gerne vernünftig sein und brav
und fromm und freundlih thun, wenn es durc<aus
nicht ander3 geht. Aber Schornsteinfeger kann ich und
mag ich nicht werden.“
„3a, ja, an Versprechungen läßt du es niemals
fehlen. Das weiß ic< sc<on, aber von Besserung ist
dann hinterher keine Rede. Wie oft habe ich dich shon
gebeten , ein vernünftiges Deutsc< zu sprechen! Du
kannst es ja doc und bist in der Schule dazu gezwungen.
Aber sobald du diese mittags im Rücken hast, redest
du ein Zeug, als stammtest du von den Botokuden ab.
Habe i<m denn deshalb deinem Wunsche nachgegeben
und dich das Gymnasium besuchen und Griechisch und
Lateinisc<h lernen lassen, damit du dich in Ausdrücken
ergehst, die kein Pferd versteht?“
„Aber lieber, guter Vater lass' mir doch das kleine
Vergnügen! I< lerne do<h au fleißig, i< habe immer
die besten Censuren nach Hause gebracht und bin regel-
mäßig verseßt worden. Du hast dich selbst darüber ge-
freut und hast mir versprochen, daß ic<h die Natur-
wissenschaften studiren darf. Und nun soll ih wider
Willen zum Scornsteinfeger gezwungen werden!“ Und
dem kleinen Schelm liefen in der Erregung die hellen
Thränen über die Wangen.
„34 habe gegen deine Leistungen in der Schule
nichts einzuwenden,“ nahm sein Vater wieder das Wort.
„Denn deinen Fleiß erkennt auch dein Ordinarius,
Doctor Schulze, an; er hat mir erst kürzlich versichert,