Path:
Die Hasenheide

Full text: Berliner Kinder / Haering, Oskar (Public Domain)

- 221 -- 
loses Urtheil über eines seiner Pferde war ihm no< 
niemal3 so ke> in'3 Gesicht geschleudert worden. 
„Det Ferd i3 uff de Vorderbeene struppirt, beson- 
ders uff det rechte und hinkt somit. Und dieserwegen ver- 
traue i> mir ihm nih an. Denn i> bin gewohnt, 
über Sto> und Stein zu sprengen, daß Roß und Reiter 
s<hnoben und Kies und Funken stoben.“ 
Der Director wollte anfangs ärgerlich werden, aber 
er fand do< Gefallen an der tapferen, übermüthigen 
Weise des Knahen und sagte deshalb: 
„So, junger Herr, also so wild veiten Sie? I< 
wäre doch neugierig, Sie als Reiter bewundern zu 
können. Wenn Sie sich also bereit erklären, sofort eine 
Probe Ihrer Kunst abzulegen, so lasse ih Ihnen mein 
eigenes Reitpferd satteln. Sie können ein Hinderniß 
nehmen und sich überhaupt im vollen Glanze Ihrer 
Leistungen zeigen.“ 
„Schön, det werk besorgen. Also lassen Sie Ihren 
Araber oder Trakehner oder wat sonst vor'n Ferd jetrost 
vorführen.“ 
Nun, da die Sache Ernst wurde , ward es Onkel 
Feldtrappe, der in seinem Leben noch niemals auf einem 
Pferde gesessen hatte, etwas beklommen zu Muth. 
Denn er war doh immerhin verantwortlich für die 
Streiche des muthigen Jungen und hatte darüber zu 
wachen, daß dieser niht zu Schaden kam. Er versuchte 
denn auh, Wilhelm von dem vorwißigen Ents<hlusse ab- 
zubringen, indem er ihn wiederholt eindringlich ermahnte: 
„Zunge, i> bitt! dir, lass' det sind!“ 
Der Circusdirector aber wußte Feldtrappe zu be- 
ruhigen mit den Worten: „Cs3 ist dur<au3 keine Ge- 
fahr vorhanden. JH passe genau auf und verbürge 
3
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.