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„Weil ich es nicht mag, Mieze, und weil ich es
auch, ehrlich gestanden, nicht so recht von Herzen gerne,
thue. Denn siehst du, gerade so wie die knorrigen,
stämmigen Kiefern nur gedeihen auf dem dürftigen
Sandboden und in schwerer schwarzer Gartenerde ver-
fümmern müßten, so ist die berliner Sprache ein Pro-
druct, ein erfreulich anzushauendes Gewäc<hs, das nur
auf märkischem Boden, das nur in Kaiser Wilhelms
Stadt gedeiht und blüht. Und diese meine liebe Mutter-
sprache ist mir an's Herz gewachsen so -- so --- na gerade so
wie du e3 bist, Mieze. -- Wenn ich aber einmal etwas
Tüchtiges, etwas Rechtes und Großes geworden sein
werde in der Welt, dann, ja dann will ich mich allezeit ge-
bildet und vornehm ausdrü>en. Wenn es erst so weit ist
-=- aber det hat noch jute Wege -- na, denn man immer
rin im't Verjnügen! Aber heute Vormiddag, Mieze,
woll'n wir noh 'n 'mal recht fkreuzfidel sind! Und des-
wegen lass' mir man ruhig uff berlinisch. reden.
Lange dauert et ohnehin nich mehr. Denn wenn nach-
her Vater und Mutter anrü>ken mit de janze übrige
Blase, denn bitt' i> zu jrüßen mit Oogen, Fleesch und
Beene! + Denn sonst verderb' i> et wieder mit Vatern.“
So sprach der übermüthige Junge, und „Mieze“
schaute ihn bewundernd an.
„„Onkel Feldtrappe“, wandte sich jezt Otto Behrendt
an diesen, „du könntest mit uns 'mal in den „Circus
für Reitsport“ jehen, in det Hippodrom.“
„3 warum nich jar! Ihr wollt -doh nich etwa
reiten?“
„Doch, Onkel, i> möchte vor mein Leben jern
reiten“, erwiderte Otto.
„3& möcht' oo<' 'mal reiten,“ sagte Rudolf Maus.