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zugleich hatte Onkel Lehmanns Gattin die Führung der
Kasse sich angemaßt, und die Verwaltung derselben brachte
e3 mit sich, daß Frau Lehmann die Miethen einzog --
denn Onkel Lehmann war selbstverständlich Hausbesiter
-=- ja, daß sie sogar den Gewinn mehrte mit ordnendem
Sinn, indem sie die Miethöpreise mit unvergleichliher
Gewandtheit und Consequenz in die Höhe schraubte, sobald
es nur irgend thunlic< und angänglic<h schien. Kurzum,
sie wirthsc<aftete und kommandirte derart, als habe sie
das ganze Vermögen in die Ehe gebracht und ihr Mann
keinen Pfennig, während das umgekehrte Verhältniß
statthatte. Onkel Lehmann fand anfangs sich zwar
widerwillig und hier und da brummend in die passive
Rolle, welche seine Frau ihm zuertheilt hatte, aber weil
er nicht nur ein wohlerzogener Ehemann, sondern von
Natur auh träge war und Ruhe und Bequemlichkeit
liebte, so war es ihm schließlich vecht, daß er um die
zeitraubende und oft ärgerbringende Verwaltung seines
großen Hauses sich nicht zu kümmern brauchte. Nur
Eins fränkte ihn tief und schwer, nämlich der fatale
Umstand, daß „Mutter“, wenn sie sonst ihm auch jedes
Verlangen und jeglihen Wunsch erfüllte, mit dem Kneip-
shilling ihn außerordentlih knapp hielt. So that sie
in der That. Denn jeden Abend, sobald die Stunde
gefommen war, in welcher Onkel Lehmann zu Bier zu
gehen pflegte, überantwortete die Frau Kommandantin
Demjenigen, der nach dem Gebote der Bibel ihr Herr
jein sollte und als solher die Kasse hätte führen
müssen, volle 40 Pfennige, und zwar 25 Pfennige für
eine große und 15 Pfennige für eine kleine Weiße. Bei
der Festsezung dieser Summe hatten zwei Erwägungen