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Restaurants, Weinstuben und Aehnliches

Full text: Berliner Kinder / Haering, Oskar (Public Domain)

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zugleich hatte Onkel Lehmanns Gattin die Führung der 
Kasse sich angemaßt, und die Verwaltung derselben brachte 
e3 mit sich, daß Frau Lehmann die Miethen einzog -- 
denn Onkel Lehmann war selbstverständlich Hausbesiter 
-=- ja, daß sie sogar den Gewinn mehrte mit ordnendem 
Sinn, indem sie die Miethöpreise mit unvergleichliher 
Gewandtheit und Consequenz in die Höhe schraubte, sobald 
es nur irgend thunlic< und angänglic<h schien. Kurzum, 
sie wirthsc<aftete und kommandirte derart, als habe sie 
das ganze Vermögen in die Ehe gebracht und ihr Mann 
keinen Pfennig, während das umgekehrte Verhältniß 
statthatte. Onkel Lehmann fand anfangs sich zwar 
widerwillig und hier und da brummend in die passive 
Rolle, welche seine Frau ihm zuertheilt hatte, aber weil 
er nicht nur ein wohlerzogener Ehemann, sondern von 
Natur auh träge war und Ruhe und Bequemlichkeit 
liebte, so war es ihm schließlich vecht, daß er um die 
zeitraubende und oft ärgerbringende Verwaltung seines 
großen Hauses sich nicht zu kümmern brauchte. Nur 
Eins fränkte ihn tief und schwer, nämlich der fatale 
Umstand, daß „Mutter“, wenn sie sonst ihm auch jedes 
Verlangen und jeglihen Wunsch erfüllte, mit dem Kneip- 
shilling ihn außerordentlih knapp hielt. So that sie 
in der That. Denn jeden Abend, sobald die Stunde 
gefommen war, in welcher Onkel Lehmann zu Bier zu 
gehen pflegte, überantwortete die Frau Kommandantin 
Demjenigen, der nach dem Gebote der Bibel ihr Herr 
jein sollte und als solher die Kasse hätte führen 
müssen, volle 40 Pfennige, und zwar 25 Pfennige für 
eine große und 15 Pfennige für eine kleine Weiße. Bei 
der Festsezung dieser Summe hatten zwei Erwägungen
	        
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