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gründlich, weil augenscheinlich ein Ges<häftsgeheimniß
hinter dieser Kostümirung ste>t. Der alte Friebe hat
fich leider jeht ein hö<st elegantes Haus zu einer ausge-
dehnten Wirthschaft einrichten lassen, während seine ur-
sprüngliche Kneipe, die ebenso so originell als gemüthlich
war, eigentlich nur aus einem über den geräumigen Kel-
lereien gelegenen Verkaufslocal befand, an das sich ein
enger, dunkler und zum größten Theil mit mächtigen Wein-
fässern angefüllter Raum schloß, in wel<hem gewöhnlich
ein undur<dringliher Tabaks8qualm wogte und wallte.
In diesem engen Behältniß mußte Derjenige sich einen
Platz suchen, welcher beabsichtigte, bei dem alten Friebe
ein oder mehrere Gläser oder Flaschen Wein zu trinken.
Ob es deren mehrere werden, hing damals und hängt
auch jetzt noh keineSweg3 allein von der Trinklust oder
dem Durst, sondern auch von der Fähigkeit des Gastes
ab, Scherz und Ernst unterscheiden zu können. Denn ist
der alte Friebe guter Laune, so erlaubt er si wol den
Spaß, das Verlangen nac< mehr Wein mit dem un-
eigennüßigen Rath abzushlagen: „Sie haben völlig ge-
nug getrunken, gehen Sie nur ruhig nach Hause. Denn
das ist Ihnen viel zuträglicher, als wenn Sie noh mehr
Wein zu sich nehmen.“ Wer nun derartige Scherze
übelnehmen zu sollen glaubt, verzichtet wol auf weiteren
Weingenuß, falls er sich durch die Stammgäste nicht
belehren läßt, daß der alte Friebe nur seinen Wi an
ihm geübt habe. Schlechter pflegen diejenigen Gäste
wegzukommen, welche einen herrischen oder gar befeh-
lenden Ton anschlagen. Diese werden für ihre Un-
vorsichtigkeit fofort bestraft. Sol<' Unglüdliher redete
den alten Friebe eines Tages entrüstet an: „Nun
siße ich mindestens eine halbe Stunde da und Sie