Louis Drucker war der Inhaber einer Weinstube, und
verband guten Humor mit Geschäftssinn und strammer radikaler
Gesinnung. Neben zahlreichen „Eingesandt3“ an die Zeitungen, in denen
er geschäftliche Mittheilungen mit irgend welchen Tagesfragen in der
Art der Reklamen der „goldenen Hundertzehn“ verquickte, veröffentlichte
er häufig riesengroße Plakate, die damals viel belac<t wurden. Einige
Proben mögen einen Begriff von diesen Flugblättern geben.
„Im Angesicht von ganz Europa beehre im mich hierdurch an-
zuzeigen, daß ich die Fortsezung meiner selig verblihenen Wein-
handlung Donnerstag, den 14. September, Abends 7 Uhr, auf den
breitesten Grundlagen eröffnen werde. Einiges Deutschland! Von
deinem guten Willen hängt es ab, ob ich einstens ein- oder vierspännig
begraben werde.“
„I< bin mit dem Herrn Reichsverweser ganz einverstanden, daß
die freie Presse etwas beschränkt werden muß; keine Kaße hätte" es
länger ertragen können, so viele Wahrheiten zu hören. Auch die
Ewige Lampe, Krakehler und Kladderadatsch freuen sich darüber, daß
der Staatsanzeiger, die Kirchen= und Preußen-Zeitung endlich ge-
mäßigter abgefaßt werden. Meine vergnügte Weinhandlung erleidet
durch obigen Fortschritt keine Unterbrechung.“
„An Se. Durchlaucht, den Fürsten von Windischgräß,
Kaiserlicher Bombardier von Prag.
Da ich Sie stündlich hier erwarte, so bitte ih Sie, mich sofort
mit Ihrem Besuche zu beehren. I< habe mit Ihnen einige Worte
im Vertrauen zu sprehen. =- Mein souveräner Hauskneht ist ange-
wiesen, Sie anständig zu empfangen.“
„Meine lieben Mitbürger!
Um Gotteswillen nur keine halben Maßregeln, sie müssen un-
bedingt zum Verderben führen. Herr Held sprim<t wohl von
Verproviantirung unserer Residenz mit Lebensmitteln, aber vom
Trinken spricht kein Mensch. Bei mir und meinen Freunden ist aber
Trinken die Hauptsache! I< schlage deshalb allen Freunden einer
nassen Gegend für jeden Fall meine vergnügte Weinhandlung als
glücklichen Aufenthalt vor und erkläre meinen Weinkeller von heute ab
in Belagerungszustand.“
„Offenes Sendschreiben an Herrn Dr. Dramburg in Schubert . . .
Sollten Sie auf Ihrer beabsichtigten Kunstreise Sodom berühren, so
bitte ic< den kleinen Umweg nicht zu scheuen und Gomorrha und
Teltow ebenfalls zu beglücken. Heute und Morgen werde ich bei
großem Concert wissenschaftliche Vorträge halten und auch den Geist
des Herrn Dr. Schubert in Dramburg beleuchten.“
SA