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VII. Verschiedene Flugblätter

Full text: Der Kladderadatsch und seine Leute 1848-1898 / Hofmann, Rudolf (Public Domain)

Louis Drucker war der Inhaber einer Weinstube, und 
verband guten Humor mit Geschäftssinn und strammer radikaler 
Gesinnung. Neben zahlreichen „Eingesandt3“ an die Zeitungen, in denen 
er geschäftliche Mittheilungen mit irgend welchen Tagesfragen in der 
Art der Reklamen der „goldenen Hundertzehn“ verquickte, veröffentlichte 
er häufig riesengroße Plakate, die damals viel belac<t wurden. Einige 
Proben mögen einen Begriff von diesen Flugblättern geben. 
„Im Angesicht von ganz Europa beehre im mich hierdurch an- 
zuzeigen, daß ich die Fortsezung meiner selig verblihenen Wein- 
handlung Donnerstag, den 14. September, Abends 7 Uhr, auf den 
breitesten Grundlagen eröffnen werde. Einiges Deutschland! Von 
deinem guten Willen hängt es ab, ob ich einstens ein- oder vierspännig 
begraben werde.“ 
„I< bin mit dem Herrn Reichsverweser ganz einverstanden, daß 
die freie Presse etwas beschränkt werden muß; keine Kaße hätte" es 
länger ertragen können, so viele Wahrheiten zu hören. Auch die 
Ewige Lampe, Krakehler und Kladderadatsch freuen sich darüber, daß 
der Staatsanzeiger, die Kirchen= und Preußen-Zeitung endlich ge- 
mäßigter abgefaßt werden. Meine vergnügte Weinhandlung erleidet 
durch obigen Fortschritt keine Unterbrechung.“ 
„An Se. Durchlaucht, den Fürsten von Windischgräß, 
Kaiserlicher Bombardier von Prag. 
Da ich Sie stündlich hier erwarte, so bitte ih Sie, mich sofort 
mit Ihrem Besuche zu beehren. I< habe mit Ihnen einige Worte 
im Vertrauen zu sprehen. =- Mein souveräner Hauskneht ist ange- 
wiesen, Sie anständig zu empfangen.“ 
„Meine lieben Mitbürger! 
Um Gotteswillen nur keine halben Maßregeln, sie müssen un- 
bedingt zum Verderben führen. Herr Held sprim<t wohl von 
Verproviantirung unserer Residenz mit Lebensmitteln, aber vom 
Trinken spricht kein Mensch. Bei mir und meinen Freunden ist aber 
Trinken die Hauptsache! I< schlage deshalb allen Freunden einer 
nassen Gegend für jeden Fall meine vergnügte Weinhandlung als 
glücklichen Aufenthalt vor und erkläre meinen Weinkeller von heute ab 
in Belagerungszustand.“ 
„Offenes Sendschreiben an Herrn Dr. Dramburg in Schubert . . . 
Sollten Sie auf Ihrer beabsichtigten Kunstreise Sodom berühren, so 
bitte ic< den kleinen Umweg nicht zu scheuen und Gomorrha und 
Teltow ebenfalls zu beglücken. Heute und Morgen werde ich bei 
großem Concert wissenschaftliche Vorträge halten und auch den Geist 
des Herrn Dr. Schubert in Dramburg beleuchten.“ 
SA
	        
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