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V. Die humoristischen Plakate

Full text: Der Kladderadatsch und seine Leute 1848-1898 / Hofmann, Rudolf (Public Domain)

Soldaten fortgetragen! =- Ein anderes ähnliches Blatt heißt: „Die 
aristokratischen Weiber, oder O Glück! die Garde bleibt!“ wieder 
ein anderes: „Petition des gesammten weiblichen Ballet-Personals um 
Permanenz des Belagerungs8zustandes und Beibehaltung der ersten 
Kammer.“ 
Auch Hopf ist ähnlichen Anfechtungen wie Cohnfeld nicht ent- 
gangen. Im Oktober 1848 wurde er wegen Majestätsbeleidigung 
vor Gericht gestellt. Der Staat8anwalt beantragte nicht weniger 
als 3 Jahr Zuchthaus gegen ihn. Der humorvolle Schriftsteller 
wurde freigesprochen! 
Nahe verwandt in Ton und Form mit den Cohnfeld'schen 
und Hopf'schen Arbeiten sind die zahlreichen in jüdisch - deutschem 
Dialekt verfaßten Flugblätter*) des tollen Jahres. Acht davon, die 
im Verlage von S. Löwenherz erschienen sind, waren als offene 
Briefe von Isaac Moses Hersc<h bezeichnet. Sie behandeln mit 
größtem Freimuth die Ereignisse, ganz vom Standpunkt der radikalen 
Demokraten. Nachfolgende Proben mögen eine Vorstellung davon 
geben. „Und in großen Zorn is eine Deppetation hingeloffen bei 
ven Berger - General Aschoff und hat ihm gefragt ganz scharff, 
was all die Schmues bedeuten? Hat er gesagt, er weiß nischt! 
Haste gesehen a Chochem! Wie heißt, Du weißt nischt? Du bist 
doch Kummedant von Berlin! . . . Man hat geirummelt General- 
Marsch in der Nacht = er weiß nischt; das Zeughaus is inwendig 
verrammelt =- er weiß nischt; an die Fenster stehen Kanonen, und 
Pulver und Blei liegen dabei parat =- er weiß nischt; zweihundert 
scharfgeladene Soldaten kampiren alle Nacht uf Strohsä>en in Zeug- 
haus -- er weiß nischt; man vernagelt die Brücken mit große 
Nägel =- er weiß nischt . . . . Nu wenn er weiß gar nischt, is 
doch ein große Gesaire! Soll man sagen, was noch alles kann 
passiren! Es kann machulle gehen ganz Berlin mitsamste die 
Bergerwehr, und er weiß nischt! Haste so was gesehen? (Brief 3 an seine 
Mitberger) == „Es gefallt mir nich, Hexrx Hansemann, daß Sie immer 
sprechen so langsam, wenn Sie sprechen, un machen lange Pausen 
un besinnen sich. Ein Minister derf sich nich erscht besinnen, son- 
dern muß schon sein besonnen.“ (Brief 6.) =- An „den halbabgegan- 
genen Magistrat“ schreibt Hersch: „Das Leben hat Ihnen gegeben 
eine derbe Lektion, un Se haben nischt gelernt! Wie heißt eine 
Lektion? Gott der Gerechte! Sie haben bekommen, eine Lektion nach 
die andere, un Sie haben vun alle nischt gelernt! . . . Man hat 
*) Ihre Verfasser waren meist Löwenherz und L. Weyl. 
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