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Nicht minder beliebt und einflußreich wie die erwähnten Zeit-
schriften war die zuerst in zwanglosen Blättern erscheinende
„Ewige Lampe“. Sie hat ihren Namen von einer kleinen
räucherigen Bierstube in der Neumanns8gasse 6, welche die ewige
Lampe hieß, und wo um den Wirth Siechen sich eine Anzahl geist-
reicher Leute regelmäßig versammelte. Von Ende 1848 an gab sie
der Schriftsteller Dr. Arthur Müller heraus, der schon früher
einzelne ähnliche Flugblätter. mit seinem Namen veröffentlicht
hatte und immer ihr leitender Geist war. Von Gedichten ist meist
und von Bildern stets in der „Ewigen Lampe“ abgesehen. Hier
werden die Tagesfragen nur in kurzen Prosa-Notizen und Be-
merfungen, dafür aber um so bissiger und persönlicher behandelt.
Viele der hier mitgenommenen Männer sind heut' völlig vergessen,
die sie betreffenden Vorfälle nicht minder. Das Blatt ist daher
in vielen Nummern dem Leser heut' kaum noch verständlich und
erweckt beim Durchblättern nicht dasselbe Interesse wie andere
damalige Satiren. Von dem Geiste, in dem es gehalten ist, mögen
aber einige Proben Zeugniß geben:
Aus Nr. 1. „Man sieht den Minister v. Kamptß mit einer
etwas verwitterten schwarz-roth-goldenen Kokarde umhergehen. Dem
Vernehmen nach ist dies Exemplar den Akten entlehnt, auf Grund
welcher Herr v. Kampß vor Zeiten die schwarz-roth-goldene Burschen-
schaft in die Festungen spedirte.“
„Fürst Lichnowsky soll unter die Arbeiter gegangen sein und
sich im Dienste der Frau Herzogin von Sagan bereits eine Million
erarbeitet haben.“
Nr. 2. „Das neueste Werk von Baruch Burchardt über „das
Ganze des Wuchers“, mit Randzeichnungen von Stiba, ist noch in
einigen Exemplaren in der Buchhandlung von Samuel Friedrich
Schulze vorräthig. Die besonders abgedruckte Dedikation an den
Dr. Woeniger wird gratis abgegeben.“
Nr. 3. „Herrn von Savigny fragte sein Leibarzt: Woran
leiden Excellenz denn eigentlich? =- Am Geseßdurchfall stöhnte der
Patient.“
Nr. 6. „Die Hasenwehr hat bereits in der Bürger-
haide Blut gele>t und eine Mutter aus dem Volke erschossen.“
„Dr. Woeniger, angehender Deputirter und Stadtverordneter,
wie auch Walhallazögling, wird, nach der Sitte aller großen
Männer der Vorzeit, künftig lateinisch zeichnen: Dr. Münus.“
„Schon wieder ein neuer Finanzminister-Kandidat! = Er
nennt sich Stubbe. Wer ihn im Leibe hat, ist gerettet.“
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