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Der Kladderadatsch. 1848-1898

Full text: Der Kladderadatsch und seine Leute 1848-1898 / Hofmann, Rudolf (Public Domain)

und glatten Zeitverhältnissen war e8 eine naturgemäß eingetretene 
Periode, nicht des gesunkenen Einflusses und Niederganges, sondern 
einer durch diese Verhältnisse gebotenen zeitweiligen thatenlosen Ruhe. 
An Bedeutung und an innerem Werth hat Kladderadatsch 
durc< die geänderten Zeitverhältnisse nicht verloren. Wenn er die 
Art mancher Wikßblätter, prinzipiell Opposition zu machen, Hohn 
und Spott auszugießen, den Reiz in bissigen und pikanten An- 
grissen zu suchen, verachtet, so beweist das nur seinen hohen 
Standpunkt, und es fann ihm seine vornehme Haltung nur zum 
Lobe gereichen, weil sie von seiner tüchtigen ehrlichen Gesinnung 
zeugt. 
Nach dem Abgang des Fürsten BiSmar> trat wieder eine neue 
Periode de3 bedeutenden Aufschwungs für den Kladderadatsch ein, 
die no< fortwährend im Steigen ist. Unsere innere Politik bietet 
ausgiebigen Stoff für die Satire. SozialiSmus und Ultramonta- 
niSmus sind für den Kladderadatsch Kampfobjekte von wachsender 
Bedeutung geworden, und die Weltpolitik, in der Deutschland seine 
hervorragende Rolle spielt, bringt täglich Neues. 
Nach langen harten Kämpfen, in denen Kladderadatsch einer 
der tapfersten Mitstreiter war, haben wir aber das hohe Ziel, das 
wir uns geste>t, errungen: ein geeinigtes Vaterland! 
Die neue Zeit wird in ihrer Entwickelung, die ohne Kampf 
sich nicht vollziehen kann, uns neues eigenartiges Leben bringen, 
das in seinen Licht- und Schattenseiten auch der Satire eine Fülle 
von willfommener Anregung bieten wird. Hält unser Jubilar aber 
an seinem hohen Ehrentage Umschau im deutschen Reiche, so muß 
sein Herz mit heller Freude erfüllt werden. Sieht er nicht, daß die 
hohen Jdeale, nach denen er gestrebt, für welche ex mit den Wassen 
des Geistes gekämpft und gestritten hat, wenn auch viele schwarze 
Wetterwolken noch drohend den Himmel trüben, nunmehr in der 
Hauptsache verwirklicht sind, nachdem die alten Ketten und Banden, 
mit welchen die Mächte der Knechtschaft und Finsterniß den mensch- 
lichen Geist bezwungen und gefesselt hielten, zersprungen und zerrissen 
sind vor dem mächtigen, unbezwinglichen Wehen der neuen Zeit? 
Schaut er nicht überall ein zufunfts8frohes Ringen und Streben nach 
Recht und Freiheit, Wahrheit und Schönheit, Kräftigung und 
gesunder Entwickelung im neuen deutschen Reiche? Oeffnet sich nicht 
auch heute der geistige Blik, daß wir staunen ob all dem Wunder- 
baren, Ungeahnten und Weltbewegenden, was Entdeckung auf 
Entdekung, Erfindung auf Erfindung unserem Leben zuführt? 
Aber was höher, was größer, was bedeutsamer ist als das Alles 
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