und glatten Zeitverhältnissen war e8 eine naturgemäß eingetretene
Periode, nicht des gesunkenen Einflusses und Niederganges, sondern
einer durch diese Verhältnisse gebotenen zeitweiligen thatenlosen Ruhe.
An Bedeutung und an innerem Werth hat Kladderadatsch
durc< die geänderten Zeitverhältnisse nicht verloren. Wenn er die
Art mancher Wikßblätter, prinzipiell Opposition zu machen, Hohn
und Spott auszugießen, den Reiz in bissigen und pikanten An-
grissen zu suchen, verachtet, so beweist das nur seinen hohen
Standpunkt, und es fann ihm seine vornehme Haltung nur zum
Lobe gereichen, weil sie von seiner tüchtigen ehrlichen Gesinnung
zeugt.
Nach dem Abgang des Fürsten BiSmar> trat wieder eine neue
Periode de3 bedeutenden Aufschwungs für den Kladderadatsch ein,
die no< fortwährend im Steigen ist. Unsere innere Politik bietet
ausgiebigen Stoff für die Satire. SozialiSmus und Ultramonta-
niSmus sind für den Kladderadatsch Kampfobjekte von wachsender
Bedeutung geworden, und die Weltpolitik, in der Deutschland seine
hervorragende Rolle spielt, bringt täglich Neues.
Nach langen harten Kämpfen, in denen Kladderadatsch einer
der tapfersten Mitstreiter war, haben wir aber das hohe Ziel, das
wir uns geste>t, errungen: ein geeinigtes Vaterland!
Die neue Zeit wird in ihrer Entwickelung, die ohne Kampf
sich nicht vollziehen kann, uns neues eigenartiges Leben bringen,
das in seinen Licht- und Schattenseiten auch der Satire eine Fülle
von willfommener Anregung bieten wird. Hält unser Jubilar aber
an seinem hohen Ehrentage Umschau im deutschen Reiche, so muß
sein Herz mit heller Freude erfüllt werden. Sieht er nicht, daß die
hohen Jdeale, nach denen er gestrebt, für welche ex mit den Wassen
des Geistes gekämpft und gestritten hat, wenn auch viele schwarze
Wetterwolken noch drohend den Himmel trüben, nunmehr in der
Hauptsache verwirklicht sind, nachdem die alten Ketten und Banden,
mit welchen die Mächte der Knechtschaft und Finsterniß den mensch-
lichen Geist bezwungen und gefesselt hielten, zersprungen und zerrissen
sind vor dem mächtigen, unbezwinglichen Wehen der neuen Zeit?
Schaut er nicht überall ein zufunfts8frohes Ringen und Streben nach
Recht und Freiheit, Wahrheit und Schönheit, Kräftigung und
gesunder Entwickelung im neuen deutschen Reiche? Oeffnet sich nicht
auch heute der geistige Blik, daß wir staunen ob all dem Wunder-
baren, Ungeahnten und Weltbewegenden, was Entdeckung auf
Entdekung, Erfindung auf Erfindung unserem Leben zuführt?
Aber was höher, was größer, was bedeutsamer ist als das Alles
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