1“ <=
glückliche Mischung in ihrem einheitlichen Zusammenfluß zu Wege
brachte.
So kam es, daß in bewunderungswerther Vereinigung der
Geist des Horaz, Juvenal und Aristophanes fast ein Vierteljahr-
hundert hindurch die geistigen Schöpfungen, welche das Dreiblatt
Dohm-Kalisch-Löwenstein und seit 1862 mit ihnen Trojan der Welt
in reichster Fülle bot, und denen der scharfe Stift des genialen
Wilhelm Scholz humorvolles, oft drastisches Leben gab, einheitlich
belebend durchwehte. Dieser klassische Geist ist auch nach dem Da-
hinscheiden des Vierblatt8 unserem Jubilar treugeblieben, da bis
zum heutigen Tage Heraus8geber sowohl wie Verleger den Kladde-
radatsch genau in demselben Sinne und derselben Gestaltung
weiter fortgeführt haben.
Sehr bald wurden die vier Heraus8geber des immer mehr in
der Gunst des Publikums steigenden Wißblattes im Munde des
Volkes die „Gelehrten des Kladderadats<“ genannt, welche
witzige Benennung auch jekt no<g den Heraus8gebern geblieben
ist. Von den vier „Gelehrten“ war nur Wilhelm Scholz ein ge-
borener Berliner.
Die Leitung des „Kladderadatsch“ war zunächst von Seiten
seiner Gelehrten, die si< =- soweit ich mich erinnern kann =- zur
endgültigen Feststellung einer Nummer in der Regel jeden Donners8-
tag Abend zusammenfanden, eine gemeinsame.
Für die Redaktion verantwortlich zeichnete die Berliner BVer-
lag8handlung bis 1848 Nr. 28, darauf die Verlagshandlung
Ernst Keil u. Co. in Leipzig bis Nr. 32, dann wieder die Berliner
Verlag8handlung bis 1849 Nr. 2. Von Nr. 3 bis 20 finden wir
Rudolf Löwenstein als Redakteur; von da an übernahm Ernst
Dohm die Leitung des Blattes und behielt dieselbe bis zu seinem
am 5. Februar 1883 erfolgten Tode. Die Donnerstag-Abende für
die gemeinsame Schlußredaktion wurden dabei immer festgehalten
und bestehen heute noch.
Die unverwüstlichen echten Berliner Typen Sc<hulße und Müller,
deren <arakteristische Porträts, wie ich schon früher erwähnte, vom
Verleger vor der Gründung des Kladderadatsch zufällig erworben
waren, führen die in Berlin populärsten Namen, unterhalten sich
allwöchentlich im Berliner Dialekt über alle vorkommenden Tage3-
fragen, haben sich von ihrem ersten Auftreten an als Vertreter des
guten Kleinbürgerstandes durch ihren gesunden Menschenverstand,
der mit treffendem Mutterwiß und Humor gepaart ist, zu ausge-
„23