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Der Sprachklang der Griechen ist zu donnernder und feiner
Reeitation, nicht zu melismatischem Gesange oder gar harmonischen
und kontrapunktischen Stimmgeweben geeignet,
Christliche Zeit (Deutschland). In der Regel wird der Be-
ginn der christlichen Musik in die Kirche verlegt, die Volksmusik
aber beiseite gelassen. Allein das Volk muss eher dagewesen sein
als die Kirche; es muss also Volksgesang vor dem Kirchengesange
dagewesen sein. Die Kirche — jede Kirche — hat weder Beruf
noch Kraft zu erfinden, sondern nur: 1. zu erhalten, was ihr
brauchbar erscheint, dies zu ändern oder auszubreiten, möglicher-
weise auch zu verbessern, 2. das ihr nicht Zusagende abzulehnen,
zu unterdrücken, wo nicht auszutilgen, 3. zur Erhaltung, Ver-
wendung und Fortpflanzung Anstalten zu treffen (Sängerschulen,
Sammlung von Gesängen, Bildung und Aussendung von Lehrern
und Beamten), aber alles dieses zu ihrem Zweck, folglich in ihrem
Sinne. — Sie bequemt sich dabei dem Sinn und der Gewohnheit
des Volkes an, um dasselbe für ihre Zwecke zu gewinnen; daher
die Aufnahme heidnischer Feste in den Kreis des christlichen
Kirchenlebens; daher die Aufnahme von Volksmelodieen mit Unter-
legung kirchlicher Texte. — Der Anbeginn also ist auch hier
im Volke zu suchen. — Dasselbe tritt im Drama der Hellenen
hervor, wenn die Dichter feststehende Nomoi (Sätze aus ‚dem
Volksmunde) auf ihre der Hauptsache nach wohl recitativische
Komposition einschaltungsweise anwendeten. — So zeigt sich auch
hier der Kreislauf: Vom Volk (— Natur-Basis —) in die Kunst
(Kirche) und von der Kunst (Kirche) zurück ins Volk,
Die Musik, die jüngste Kunst, lebte von Bach bis
Beethoven ihr erstes bewusstes Zeitalter.
Die Bildung in einer Kunst muss sich weit über deren Grenzen
ausdehnen.
Objektive Anschauung der Kunst — ist eine Forderung, so
halbwahr und halbmöglich wie unparteiische Geschichtsschreibung.
So