fesselt. ’s ist wie Miniatur oder Gouache oder Aquarelle, es ver-
kleinert, vertrocknet, verschlemmt den Geist.
Weite Horizonte! Orchester! Gesang! — Lieder ver-
liederlichen, wenn man ihnen ausschliesslich und allzu lange an-
hängt. Gesang wird zu enger Phrase, wird zu Herkommen und
Philisterei, wie selbst Händel beweist. Das Instrumentale wird
Spiel, Indifferenz, Wahrhaftlosigkeit, Zerstreuung.
Man muss universal sein, oder man ist nichts.
Der Kampf des Schaffenden mit dem Ausführenden (des
Komponisten mit dem ausführenden Künstler, des dramatischen
Dichters mit dem Schauspieler u. s. w.) ist gleichbedeutend mit
dem Kampf des Objektiven und Subjektiven. Der Schaffende
giebt sich auf gegen das Objekt; der Ausführende nimmt das
Objekt assimilierend in sich auf und kann nicht anders. Je
herrschender jener, desto beschränkter und widerwilliger dieser.
Es ist das Verhältnis von Mose und Aron.
A. Kullaks neueste Untersuchungen über die Faktoren in
der Musik wollen dem Gegenstande näher auf die Spur kommen
und weisen nach, dass die Naturlaute den ersten Faktor in
der Tonkunst bilden. Also nicht in sich, sondern ausser sich
findet der Mensch die Musik. K. geht vom Hörbaren. der unor-
ganischen zu dem der organischen, endlich zur Menschenwelt, in
der die objektiven Faktoren der Tonkunst ihren bedeutsamsten
Abschluss finden. Er weist auf die Modulation der Stimme in
der Rede, in Ruhe und Affekt, hin, die oft — wenn auch in idea-
lisierender Weise — in der Musik nachgeahmt ist; zu diesen
Nachahmungen führt er zahlreiche Citate älterer und neuerer
Werke an.
Aber: wo hat der Mensch die Sprache her? Vom Papagei
oder Hamster? Woher hat er die Modulation der Rede? —- Selbst
die redenachahmende Musik weist also auf den‘Geist des Menschen
zurück,
Und diese neue Theorie . . . wie alt!
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