Glanz wird an dieser Stätte des Todes entfaltet. Wunder-
schöne, zierliche Tempel, prächtige Kuppelbauten erheben
sich über den Erbbegräbnissen. Und nun erst die Marmordenk-
mäler und Bildwerke! Manchmal könnte man fast glauben,
man befände sich .in einer grossen Ausstellung für Skulptur
und Architektur, wenn. uns nicht‘ die grünen Hügel eines
bessern : belehrten. Es giebt Grabstätten, deren Errichtung
nicht weniger denn eine halbe Million Lire kostete. Freilich
die ergreifende Ruhe, die stille Abgeschlossenheit unserer
heimischen Friedhöfe sucht man dort vergebens. Einen merk-
würdigen Gegensatz dazu bildete der kleine protestantische
Friedhof. Mit seinen schlicht aufragenden Kreuzen versetzte
er uns einen Augenblick in die Heimat zurück. — Ein. Teil
des Cimitero zeigt auch einfachere Grabstätten.. An einer
andern Stelle ist auch ein Crematorium, eine Halle für Leichen-
verbrennung; errichtet; für die Urnen und Aschenresie ist ein
besonderes, tempelartiges Gebäude geschaffen. So herrscht
hier auf der Stätte des alles ausgleichenden Todes die grösste
Liberalität. — Nachdem die Wagen wieder bestiegen waren,
ging es zurück zur Stadt. Überall reges Leben, überall gab
es zu sehen und zu bewundern. Die Kastanien an den Alleen
zeigten bereits den vollen Schmuck der Blätter und Blüten;
Ahorn und Platane begannen sich eben zu belauben; die kleinen
Ziersträucher auf den Plätzen blühten und dufteten. Wir waren
mitten im Frühling. Am Domplatz verliessen wir die Wagen.
Schnell noch ein Blick in die prächtige Galleria Vittorio
Emanuele, auf das Scalatheater und das Denkmal Leonardo
da Vincis. Dann wurde es hohe Zeit, das Frühstück einzu-
nehmen, das im Cafe Biffi und Ristorante Orologio bereit war.
Dann ging es zurück in die Hötels, um sich auf das um
3 Uhr im Saale der „Societa degli Artisti e Patriottica“ statt-
findende Konzert zu rüsten.
Das Konzert.
In letzter Stunde fast, kurze Zeit vor unserer Abreise aus
Berlin, war es den Bemühungen unserer Mailänder Freunde,