es der Drang, den Fuss einmal weiter zu setzen und das deutsche
Lied hinauszutragen in ein Land, dessen liebenswürdige Be-
wohner den Deutschen wohl freundschaftlich gesinnt sind, sonst
aber in Sprache, Sitte und Wesen unserm Denken und Fühlen,
unserer deutschen Art und Weise meistens fremd gegenüber-
stehen? Wollte man in dem Lande, wo Künste und Wissen-
schaften so herrliche Blüten treiben, wo aber gerade der Männer-
gesang eine fast unbekannte Grösse ist, die Macht des deutschen
Liedes und des deutschen Gesanges erproben”? Es kamen
wohl alle diese Momente zusammen, um den Plan zu fördern,
die Sänger dafür zu begeistern und um allen Schwierigkeiten
die Stirn zu. bieten... Eins stand bei: allen Mitgliedern. fest,
nämlich, dass im Jahre 1899 wieder eine grössere Reise unter-
nommen werden sollte, nachdem seit der wunderschönen Fahrt
nach Stuttgart-Strassburg nunmehr vier Jahre ins Land gezogen
waren. Sind doch gerade‘ die Reiseerlebnisse, die bei dieser
Gelegenheit geschlossenen Freundschaften mit die schönsten
Erinnerungen des Sängerlebens. Und wie leben die Sänger
immer wieder in diesen Erinnerungen, wie schlagen die Herzen
höher, wenn die alten Bilder wieder wach ‚gerufen werden,
sei es bei festlichen Veranlassungen, sei es beim Besuch werter
Freunde, die wir bei jenen Gelegenheiten in unser Herz ge-
schlossen haben! Und wie kommen sich auch die Mitglieder
des eigenen Vereins oft erst auf der Reise einander näher,
lernen sich erst genau kennen, wenn ihnen das Herz aufgeht
bei den zusammen durchlebten Festen, bei den gemeinsam
geschauten Schönheiten und Herrlichkeiten der weiten, schönen
Welt! —
Es war in einer Vorstandssitzung im März 1898, als das
Thema: „Wohin soll unsere nächste Reise gehen?“ zur Be-
ratung stand. Nach mancherlei Erwägungen und Vorschlägen
brachte unser allzeit arbeitsfreudiger und auch ebenso kühner
und wagemutiger Schriftführer Herr Franz Lachmann den
Antrag ein: zum April 1899 eine Sängerfahrt der Berliner Lieder-
tafel nach Italien vorzubereiten und durchzuführen. Überraschte
auch zunächst die Grösse des Planes, die Kühnheit der Idee,