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An der Treppenwand des oberen Sto>werkes sehen wir eine Menge von
Einzelbildern deutscher Männer in Reliefdarstelungen von Arminius bis
auf Kaiser -Wilhelm [.
Die National-Gallerie ist nach dem Muster eines griechischen Tempels
erbaut. Ein griechischer Tempel war gewöhnlich noch einmal so lang als
breit. Die Giebelseite war nach Osten gerichtet, diente als Schauseite und er-
hielt meist eine gerade Anzahl von Säulen, zwischen welchen dex Eingang
angebracht war, während die Zahl der Säulen an der Längsseite ungerade
war. Auf den Säulen ruhte der „Balken“, über demselben befand sich
der mit Bildern verzierte „Fries“; den Abschluß ver Vorderseite bildete
„der Giebel“, ein flac<es Dreie>, welches die schönsten Bildwerke der
ganzen Anlage trug. Säule nennt man die freistehende Stüße eines Bau-
werkes. Anfangs wählte man dazu Baumstämme; in Aegypten und
Indien bestanden die ältesten Säulen aus Steinblöcken; diese erhielten exst
später eine gefälligere Form. Jede Säule besteht aus dem Fuß, dem
Schaft und dem Knauf oder Kapitäl. Man hat die Säulen des Alter-
tums nad) ihrer besonderen Ausbildung in verschiedene Klassen geteilt
und spricht hauptsächlich von einer dorischen, jonisc<en und korinthischen
Säulenordnung. Die dorische Säule ist die älteste griechische; sie be-
steht nur aus Schaft und Kapitäl. Die jonis<e Säule ist shon mehr
gegliedert; der Knauf besteht aus zwei Rollen, „Sc<ne>en“ genannt.
Die korinthische ist als eine spätere und reichere Umgestaltung zu betrachten.
Das Kapitäl gleicht einer umgekehrten Glocke; außen, ist es mit
zwei Reihen Blättern der -Akanthuspflanze bedeckt, über welchen sich
8 Paar Schnedken, und zwar 4 Paar große und 4 Paar kleine, befinden.
Als die prächtigste aller Säulen eignet sie sich besonders für die Aus=
shmüdkung von Palästen, Plätzen, Gallerien, Theatern, Ball- und
Festsälen.
Das Denkmal Friedrich Wilhelms 1y.
Vor der Stätte der Kunst ist das Denkmal des kunstliebenden Königs
Friedrich Wilhelm IV. errichtet. Der König ist dargestellt, baarhaupt,
hoch zu Roß auf der Freitreppe der National-Gallerie, seiner Schöpfung,
den Blik in die -Ferne, nac< dem Schloß seiner Ahnen gerichtet. Vier
allegorische Figuren, Religion, Geschichte, Wissenschaft und Kunsi, s<mücken
den Sockel. Das Standbild aus Erz, ein Werk Calandrelli8s, wurde
1886 enthüllt.
König Friedrich Wilhelm 1V., der älteste Sohn des Königs Friedrich
Wilhelm 111. und der Königin Luise, war ein großer Verehrer der Künste
und Wissenschasten. Er sc<mückte Berlin mit vielen Denkmälern und Bau-
werken, ehrte Künstler und Gelehrte dur<h seine Freundschaft und begünstigte
Handel und Gewerbe, legte auc< den Grund zu einer preußischen Kriegsflotte,
welche seit 1871 eine deutsche geworden ist, Er brachte seine Marine bis
auf 57 Fahrzeuge mit zusammen 292 Kanonen, für welche er von Olden=
burg den Jadebusen erwarb und als Kriegshafen einrichtete. Sein religiöser
Glaube war unerschütterlich. Des Königs Wahlspruch war: „I< und mein
Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ Leider blieben dem friedliebenden
Herrscher Gram und Kummer nicht erspart. Von Frankreich aus verbreitete
sich die Revolution nach dem östlichen Europa; auch in Berlin kam e8 im