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von Berlin im Quartier lag, kostete der Stadt beispielsweise monatlich
10 550 Thaler. Als die Kaiserlichen Berlin verließen, traten die Schweden
an ihre Stelle, die die Stadt besezten und wie eine feindliche behandelten.
Am 3. Mai 1631 ritt der große Schwedenkönig Gustav Adolf in
Berlin ein und zwang den Kurfürsten Georg Wilhelm zu einem Bündnis
mit ihm. Nach dem Tode des Schwedenkönigs brandschaßten bald die
Kaiserlichen, bald die Shweden unsere unglückliche Vaterstadt. Zu den
Screen des furchtbarsten aller Kriege gesellte sich noch die Pest, die im
Jahre 1637 hier ihren Einzug hielt und solche Verheerungen anrichtete,
daß in kurzer Zeit 8 Wohnhäuser völlig verödet dastanden. Zu allem
diesem Jammer mußten noch die Vorstädte aus Rücsicht für die Ver-
teidigung der Stadt niedergebrannt werden. Es darf uns daher nicht
Wunder nehmen, daß die Einwohnerzabl bis auf 6000 Seelen her-
unterging.
Unter so trüben Verhältnissen trat der 20jährige Kurfürst Friedrich
Wilhelm im Jahre 1640 die Regierung an. Ueber alle Maßen traurig
war das Bild, das Berlin um diese Zeit darbot. Die Häuser waren
zum größten Teil verfallen, die Straßen unsagbar schmußig. und ver-
wahrlost, die Stadtmauern, no< aus der Zeit der Ballenstädtischen
Fürsten herrührend, waren in Trümmer gesunken und boten nur geringen
Schuß gegen die fortwährenden Angriffe beutegieriger Feinde. (Es that
daher vor allen Dingen not, die Stadt, der Kriegsführung der Zeit ent-
sprechend, mit neuen Befestigungen zu versehen. Gewiß ein gewaltiges
und hö<hst kostspieliges Stü> Arbeit. Für einen Mann von dem Schlage
des Großen Kurfürsten gab's aber keine Schwierigkeiten, und so wurden denn
die alten Wälle und Mauern abgetragen, und der Bau der neuen Werke,
welche weiter hinaus8ges<oben wurden, begann. Im August 1658 wurde
am nachmaligen Stralauer Thore der erste Spatenstich gethan. Während
der Fürst si draußen im Felde mit seinen Feinden maß, wuchsen unter
der Leitung holländis<er Baumeister die Schanzen und Mauern um
Alt-Berlin lustig empor. Zu diesen Arbeiten wurden die Berliner Bürger,
die Soldaten und die Bauern der Umgegend herangezogen. Schon im
Jahre 1666 war die Befestigung von Alt-Berlin vollendet. Drei mächtige
Thore: Das Stralauer-, das Georgen- und das Spandauerthor
stellten hier die Verbindung nach außen her. |
Mittlerweile hatte sich infolge des steigenden Wohlstandes im Süd=
osten, Süden und Westen von Berlin-Kölln die Stadt erweitert und drei
neue Stadtteile: Neu-Kölln, Friedrich8werder und die Dorotheen-
stadt waren hier entstanden. Durc< Verleihung des Stadtrechts „erhob
der weise Fürst die beiden lektgenannten zu selbstständigen Städten,
welche, unabhängig von Berlin-Kölln, von besonderen Magistraten regiert
wurden. Friedrichöwerder erhielt das Stadtrecht 1662, die Dorotheen-
stadt 1674. Erst im Jahre 1709 wurden diese Städte mit Berlin-Kölln
zu einem Ganzen vereinigt.
Im Jahre 1662 wurde auch mit der Neubefestigung von Kölln der
Anfang gemacht. Da die drei neuen Stadtteile auf dieser Seite lagen,
so wurden auch sie in den Kreis der Befestigungen hineingezogen. In-
folge des sumpfigen Bodens um Neu-Kölln und Friedrichswerder 2o0gen